As Time Goes By

Stories

Der verlorene Schirm

Es regnet. Nicht so ein sanftes Tröpfeln, das man mit hochgezogenen Schultern noch irgendwie ignorieren kann. Nein, es schüttet, als hätte jemand da oben alle Wasserhähne gleichzeitig aufgedreht. Ich stehe im Eingang eines Cafés und starre auf die graue Wand aus Wasser vor mir. Die Pfützen auf dem Asphalt werden zu kleinen Seen, in denen sich die Neonlichter der gegenüberliegenden Geschäfte spiegeln. Mein Schirm. Wo zum Teufel ist mein Schirm? Ich taste meine Jackentaschen ab, obwohl ich genau weiß, dass er da nicht sein kann. Es war dieser neue, teure Regenschirm mit dem Holzgriff, den mir meine Schwester zum Geburtstag geschenkt hat. „Damit du endlich nicht mehr wie ein begossener Pudel nach Hause kommst“, hat sie gesagt und gelacht. Jetzt stehe ich hier, kurz davor, genau zu diesem begossenen Pudel zu werden. Weiterlesen

Das vergessene Buch

Ich sitze im Café an der Ecke, wo die Morgensonne durch die großen Fenster fällt und Staubpartikel in der Luft tanzen lässt. Der Kaffee vor mir dampft noch, schwarz und bitter, genau wie ich ihn mag. Um mich herum das übliche Gemurmel der Gäste, das Klappern von Tassen, das Zischen der Espressomaschine. Der Tisch neben mir wird frei. Ein Mann mit grauem Bart steht auf, nickt mir kurz zu und verlässt das Café. Auf seinem Tisch liegt ein Buch. Ich warte eine Minute, zwei, schaue zur Tür. Er kommt nicht zurück. "Vergessen", murmle ich und nehme einen Schluck Kaffee. Weiterlesen

Das Déjà-vu im Restaurant

Ich sitze an einem Tisch am Fenster und starre auf die Speisekarte, während mir eine seltsame Gewissheit den Nacken hochkriecht. Kenn ich schon. Das gesamte Restaurant, die weinrote Tapete mit den verblassten goldenen Ornamenten, der leicht schiefe Kronleuchter, sogar der kleine Fleck auf der Tischdecke links von meinem Weinglas – all das habe ich schon einmal gesehen. Aber ich war noch nie hier. Dessen bin ich mir sicher. Oder? Weiterlesen

Zwischen Lichtern und Schatten

Ich stehe auf und bin plötzlich nicht mehr in meinem Zimmer, sondern in einem Korridor. An den Wänden hängen Bilder, die sich bewegen, wenn ich nicht direkt hinsehe. Eine Art Stop-Motion-Film im Augenwinkel. Drehe ich den Kopf, erstarren sie wieder zu stumpfen Landschaften und fremden Gesichtern. Weiterlesen

Im Meer

Ich träume von Wasser. Nicht vom Meer, nicht von einem See, sondern von einer überfluteten Stadt. Die Häuserreihen stehen bis zur Hälfte im Wasser, dunkelgrau und verlassen. Ich paddele in einem kleinen Schlauchboot durch die Straßen. Lautlos gleite ich dahin. Das Boot macht nicht das geringste Geräusch, nur manchmal schwappt das Wasser gegen die Hauswände. Ein dumpfes Glucksen. Es regnet nicht. Der Himmel ist völlig klar. Dann sehe ich das Licht. Ein warmes, gelbliches Flackern in einem der Fenster über der Wasserlinie. Ich paddle näher, schneller jetzt. Das Wasser macht Widerstand. Plötzlich wird es dickflüssiger, wie Sirup oder Öl. Weiterlesen

Unter der Oberfläche

Ich schwimme. Das Wasser um mich herum ist klar wie Glas, aber dunkel. Irgendwie ist es gleichzeitig Tag und Nacht. Ich spüre die Kühle an meiner Haut, wie sie in meine Poren kriecht, mich durchdringt. Meine Arme bewegen sich wie… Weiterlesen

Verschwimmende Grenzen

Draußen ist es gleißend hell. Die Sonne steht hoch am Himmel, brennt auf den Asphalt. Die Luft flimmert über der Straße. Kein Mensch zu sehen. Alle verstecken sich in klimatisierten Räumen, hinter heruntergelassenen Rollläden. Nur ich bin draußen, schwitzend, geblendet vom Licht. Weiterlesen

Zwischen Licht und Schatten

Ich falle. Falle in einen tiefen Brunnen, der keine Wände hat. Nur das Gefühl des Fallens. Die Luft zieht an meinen Wangen vorbei, kälter und kälter. Dann plötzlich stehe ich auf einem Marktplatz. Meine Füße berühren warmes Pflaster, die Sonne… Weiterlesen

Die Schlüsselsammlung

Ich wache auf, und das ist schon das erste Problem. Bin mir sicher, dass ich gar nicht geschlafen habe. Trotzdem klingelt der Wecker, dieses penetrante Ding. Ich taste nach dem Knopf, aber meine Hand greift ins Leere, immer wieder.

Der… Weiterlesen

Das Archiv unter der Stadt

Ich stehe vor einem Abgrund. Nicht irgendeinem Abgrund, sondern einem verdammten Treppenhaus, das sich ewig nach unten windet. Spiralförmig. Wie ein aufgeschnittener Apfel, nur dass niemand den süßen Teil haben will. Meine Hand gleitet über das Metallgeländer, das kalt ist.… Weiterlesen

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