As Time Goes By

Stories

Die gefundene Notiz

Ich sitze im Café gegenüber der Bibliothek und blättere durch das Buch, das ich gerade erstanden habe. Ein alter Schmöker, abgegriffen und mit diesem unverkennbaren Geruch, den nur Bücher haben, die jahrelang in irgendeinem Regal vor sich hin gealtert sind. Zwischen Seite 94 und 95 steckt ein vergilbtes Stück Papier. Meine Finger ertasten es, bevor meine Augen es sehen. Ich ziehe es heraus, entfalte es. Weiterlesen

Der verschwundene Gegenstand

Ich stehe vor dem offenen Kühlschrank und starre hinein, als könnte sich der Inhalt durch mein Starren vermehren. Es ist diese merkwürdige Zeit zwischen zu spät für ein vernünftiges Abendessen und zu früh fürs Schlafengehen. Die Kühlschranklampe wirft ein kaltes Licht auf mein Gesicht. Mein Magen knurrt leise. "Wo ist die verdammte Butter?", murmle ich vor mich hin. Weiterlesen

Der Schreibfehler

Ich sitze vor meinem Laptop, die Finger fliegen über die Tastatur. Draußen regnet es, so ein feiner Nieselregen, der nicht aufhören will. Die Tropfen perlen an der Scheibe herunter, bilden kleine Bäche, die sich vereinen und dann gemeinsam in die Tiefe stürzen. Wie meine Gedanken gerade. Weiterlesen

Der ungewöhnliche Fund

Ich stehe in meiner Wohnung zwischen Kisten und Tüten. Überall Zeug. Man sammelt so viel an im Leben. Unnützes Zeug. Wie lange hab ich das aufgeschoben? Drei Monate? Vier? Der Frühjahrsputz wird zum Sommerprojekt und jetzt ist es fast Herbst. Die Fenster stehen offen. Draußen brüllt jemand seinem Hund hinterher. "Komm her, verdammt!" Der Hund hört nicht. Klar. Warum auch. Die Leute können nicht mal mit ihren Haustieren reden, wie sollen sie dann miteinander klarkommen? Weiterlesen

Naura – Und wenn wir fallen

Die Neonröhre im Flur surrt. Dieses sirrende, fiebrige Geräusch, als würde gleich irgendwas durchbrennen – entweder das Licht oder mein Kopf. Ich ziehe die Wohnungstür hinter mir zu, leise, fast entschuldigend. Es ist halb zwei. Meine Stiefel sind noch feucht vom Regen, ich rieche nach nasser Straße und kaltem Rauch. Im Spiegel über der Garderobe sehe ich nur die Umrisse meines Gesichts. Die Augen sind wach. Zuviel. Weiterlesen

Das Haus aus Atem

Ich wache immer zur gleichen Zeit auf, kurz vor fünf. Ohne Wecker, ohne Absicht. Es ist das Geräusch. Dieses leise, kaum hörbare Knacken, wenn das Haus sich streckt. Wie ein alter Körper, der versucht, sich nochmal in Form zu bringen, bevor der Tag beginnt. Die Fenster beschlagen von innen, obwohl es draußen längst Frühling sein sollte. Ich zeichne Kreise ins Glas, mehr aus Gewohnheit als aus Neugier. Draußen der Hof, überwuchert, mit der alten Holzbank, auf der niemand mehr sitzt. Nur Moos. Und der Regen, der so tut, als gehöre er hierher. Weiterlesen

Marthe – Was bleibt

Ich lebe jetzt hier. Nicht, weil ich will. Weil niemand mehr was dagegen sagt. Das Haus gehört offiziell meiner Schwester. Oder gehörte. Niemand hat mir den Schlüssel gegeben, aber er steckte in der Tür, als ich ankam. Das war vor acht Tagen. Oder neun. Ich schreibe es auf, aber die Zahlen verrutschen mir immer wieder. Weiterlesen

Der unerwartete Anruf

Das Telefon klingelt. Nicht dieses sanfte Vibrieren, das man heutzutage gewohnt ist, sondern ein richtiges, lautes Klingeln wie aus alten Zeiten. Ich nehme es nicht gleich ab, starre es an, als wäre es ein seltsames Insekt, das sich auf meinen Küchentisch verirrt hat. Wer ruft heutzutage noch an, ohne vorher eine Nachricht zu schicken? Es ist früher Nachmittag, draußen gießt es in Strömen. Weiterlesen

Die falsche Tür

Ich stehe vor einer Tür, die ich schon hundertmal geöffnet habe. Zumindest denke ich das. Meine Hand greift nach der Klinke, wie sie es immer tut. Die Messingklinke fühlt sich kälter an als sonst. Komisch. Vielleicht liegt es an dem Unwetter draußen. Der Regen peitscht gegen die Fensterscheiben des Hausflurs, und irgendwo über mir tropft es rhythmisch in einen Eimer. Tack. Tack. Tack. Weiterlesen

Chiara – unter dem See

Ich hab keine Lust auf Paris. Wirklich nicht. Keine Croissants, keine blühenden Kastanien, keine Sonnenaufgänge, die sich zwischen steinerne Fassaden klemmen wie ein letzter Versuch, romantisch zu wirken. Wenn du zu lange in deinem eigenen Kopf wohnst, wird jede Stadt zu Tapete. Schön vielleicht. Aber flach. Weiterlesen
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