As Time Goes By

Ich bin nicht in der Verfassung für all das da draußen

Ich bin nicht in der Verfassung für all das da draußen. Ich habe kein Verlangen zu demonstrieren, zu überraschen, zu amüsieren oder jemanden zu überzeugen. Nichts zu wissen, nichts zu lehren, nichts zu wollen, nichts und niemandem eine Bedeutung zu geben, zu schlafen und noch mehr zu schlafen, nur danach steht mir der Sinn.

Die Frau neben mir schnarcht leise, wie eine Katze, die irgendwo in der Ecke eines fremden Hauses schlummert. Halb vertrauenserweckend, halb gefährlich. Ihre Hand hängt vom Bett herunter, und ich frage mich, ob sie überhaupt noch spürt, dass ich da bin. Es riecht nach irgendwas Süßem, vielleicht dem Rest von dem billigen Dessertwein, den sie gestern ausgepackt hat, als ich schon dachte, der Abend sei vorbei.

Ich drehe mich auf die Seite, starre die Decke an. Die Lampe ist so hässlich, dass es fast wieder originell ist. Gelbliches Plastik, ein bisschen fleckig vom Alter. Man könnte meinen, sie habe eine Seele.

Die Kaffeemaschine in der Küche macht ein Geräusch, obwohl niemand da ist, der sie bedient. Vielleicht der Nachbar. Vielleicht ein Geist. Ich nehme den Gedanken mit einer Art stoischer Gleichgültigkeit hin.

„Was machst du?“ Ihre Stimme ist kratzig, schwer, wie durch einen Filter aus Schlaf. Sie hebt den Kopf ein Stück, schaut mich aus halb geschlossenen Augen an.

„Nichts.“ Ich zucke mit den Schultern. Das ist nicht mal gelogen. Es gibt wirklich nichts, was ich in diesem Moment tun könnte, das mehr Bedeutung hätte als dieses Nichts.

„Hm.“ Sie lässt sich zurückfallen, die Matratze gibt ein leises Quietschen von sich. Es klingt, als hätte sie selbst aufgegeben. Vielleicht hat sie das.

Ich stehe auf, nicht, weil ich wirklich will, sondern weil die Luft hier drin zu dick ist. Draußen ist es heller, als ich erwartet hatte. Der Himmel hat diese seltsame Grautönung, die weder Regen noch Sonnenschein verspricht. Einfach irgendwas dazwischen. Ein Hund bellt irgendwo, aber nicht aggressiv, mehr aus Langeweile. Es riecht nach kaltem Beton und abgestandener Luft. Die Stadt ist noch nicht wach, oder sie war es nie.

Die Bar gegenüber hat die Rollläden halb hochgezogen, als könnte sie sich nicht entscheiden, ob sie öffnen will oder nicht. Ich trete auf die Straße, die Steine sind ein bisschen rau unter meinen Schuhen, und gehe rüber.

„Kaffee?“ frage ich den Typen hinter der Theke. Seine Augen sind rot, aber nicht von Tränen. Wahrscheinlich hat er die Nacht durchgemacht. Wahrscheinlich denkt er dasselbe von mir.

„Schwarz?“ Er hält die Tasse schon in der Hand, bevor ich nicke. Es gibt nur eine Antwort auf diese Frage.

Ich setze mich ans Fenster. Die Scheibe ist ein bisschen verschmiert, und ich beobachte die Autos, die vorbeifahren, aber eigentlich sehe ich sie nicht wirklich. Die Welt wirkt wie ein Film, und ich sitze im falschen Saal. Neben mir reden zwei Typen, wahrscheinlich Studenten. Ihre Stimmen sind laut, unüberlegt. Sie lachen über irgendwas, das nicht wirklich witzig ist. Ich wünschte, ich könnte mir so was erlauben.

Die Tür geht auf, und sie kommt rein. Nicht sie, die Frau von vorhin, sondern eine andere. Dunkle Haare, Sonnenbrille, selbst jetzt, wo keine Sonne scheint. Sie bestellt nichts, bleibt einfach stehen, schaut sich um. Als sie mich sieht, nickt sie leicht, fast unmerklich. Ich tue so, als hätte ich es nicht bemerkt, nehme einen Schluck von meinem Kaffee, der zu heiß ist und nach verbrannten Bohnen schmeckt.

„Du hättest nicht kommen sollen,“ sagt sie, und ich zucke wieder mit den Schultern. Das scheint mein Standard geworden zu sein.

„Habe ich aber.“

„Natürlich.“ Sie setzt sich, lehnt sich zurück, die Arme verschränkt. „Das ist typisch.“

„Was?“

„Dass du immer tust, was du willst, ohne nachzudenken.“

Ich sage nichts. Sie hat recht, und Unrecht, und beides spielt keine Rolle. Die Stille zwischen uns fühlt sich an wie ein überdehntes Gummiband, kurz davor zu reißen.

„Willst du was trinken?“ frage ich schließlich, mehr aus Pflichtgefühl als aus echtem Interesse.

„Nein.“ Ihre Antwort kommt schnell, zu schnell. Sie schaut aus dem Fenster, aber ich weiß, dass sie nicht wirklich etwas sieht.

Der Kellner bringt eine Rechnung für meinen Kaffee, legt sie hin, ohne ein Wort. Sie greift danach, bevor ich reagieren kann, und ich lasse es geschehen.

„Was willst du eigentlich?“ frage ich schließlich.

„Dasselbe wie du.“

„Und das wäre?“

„Dass der Lärm aufhört.“

Ich lache, aber es klingt hohl. Vielleicht, weil ich weiß, dass sie auch diesmal recht hat. Draußen beginnt es zu regnen. Ein feiner, unentschlossener Niesel, der die Stadt einhüllt wie ein schlecht sitzender Mantel.

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