As Time Goes By

Hommage to the very fine feminin girls from Venice

Der Wein war billig, aber er passte zum Zimmer. Ein winziger Raum mit fleckiger Tapete und einem Fenster, das gerade genug Licht durchließ, um die Schrammen auf dem Tisch sichtbar zu machen. Venedig hatte ich mir anders vorgestellt. Romantischer, vielleicht. Oder wenigstens mit ein bisschen mehr Platz zum Atmen. Stattdessen stank es nach abgestandenem Wasser, und das Summen der Mücken erinnerte mich daran, dass wir das Fenster besser geschlossen hätten halten sollen.

„Es ist romantisch“, sagte sie. Ihre Stimme hatte diesen leicht tadelnden Ton, den sie immer dann benutzte, wenn ich nichts sagte. Sie saß auf dem Bett, ihre Beine unter sich verschränkt, und hielt das Glas wie eine dieser Touristinnen auf den Postkarten, die wir am Bahnhof gesehen hatten. Ihre Haare waren noch feucht von der Dusche. Sie hatte sie nicht geföhnt, weil sie meinte, das sei authentischer. Venedig sei schließlich keine Stadt für Perfektion.

Ich zog an meiner Zigarette und nickte, mehr aus Reflex als aus Überzeugung. Es war einer dieser Momente, in denen man etwas spürt, aber keine Worte dafür hat. Die Enge des Zimmers, der Geschmack des billigen Weins, ihr Lächeln – alles hing irgendwie zusammen. Ich wusste nur nicht, ob es mich erdrückte oder beruhigte. Wahrscheinlich beides.

„Sag doch mal was“, forderte sie und stellte das Glas auf den Nachttisch. Der Nachttisch war eigentlich nur ein wackeliger Hocker, auf dem auch mein Feuerzeug lag. Ich drückte die Zigarette aus und setzte mich aufs Bett. Das Bett quietschte protestierend.

„Was soll ich sagen?“ Ich starrte auf die Wellenmuster der Tapete, die an einigen Stellen aufgeplatzt war. „Es ist halt… anders.“

„Anders?“ Sie hob eine Augenbraue. „Das ist alles, was dir einfällt?“

Ich zuckte mit den Schultern. „Was soll ich denn sagen? Dass es hier stinkt? Dass das Bett aussieht, als hätte jemand seine Großmutter darauf beerdigt?“

Sie lachte, ein kehliges, echtes Lachen, das ich so an ihr mochte. Dann griff sie nach meiner Hand und zog mich zu sich. Ihr Gesicht war ganz nah, und ich roch den Wein auf ihrem Atem. Irgendwie machte es mich nervös.

„Du bist unmöglich, weißt du das?“ Sie küsste mich auf die Wange, dann wanderte ihr Blick zu den Vorhängen. „Weißt du, was wir brauchen? Ein bisschen Abenteuer. Lass uns rausgehen.“

„Rausgehen?“ Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war fast zehn, und die Stadt hatte sich längst in ein Labyrinth aus Schatten und schummrigem Licht verwandelt. Die engen Gassen, die tagsüber von Touristen überfüllt waren, wirkten jetzt wie etwas aus einem Noir-Film. „Und wohin?“

„Ist doch egal.“ Sie sprang vom Bett, zog eine Jacke über ihr Nachthemd und schlüpfte in ihre Schuhe. „Komm einfach mit.“

Ich wollte protestieren, aber ich wusste, dass es nichts bringen würde. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, gab es kein Zurück. Also zog ich meine Jacke an und folgte ihr in die Nacht.

Die Straßen waren leer, abgesehen von ein paar Katzen, die durch die Schatten huschten. Das Wasser in den Kanälen glänzte schwarz, und das Echo unserer Schritte hallte zwischen den Häuserwänden wider. Sie ging vor mir her, drehte sich immer wieder um und grinste. Ihr Nachthemd blitzte unter der Jacke hervor, und ich konnte nicht anders, als zu denken, dass sie genauso aussah, wie ich sie kennengelernt hatte: unberechenbar und ein bisschen verrückt.

„Wohin gehen wir?“ fragte ich schließlich, als wir eine Brücke überquerten, die so schmal war, dass wir uns aneinander vorbeischieben mussten.

„Wir suchen ein Abenteuer“, sagte sie. Ihre Augen glitzerten im Licht einer Straßenlaterne. „Vielleicht finden wir ein Geheimnis.“

Ich wollte lachen, aber etwas an ihrem Ton hielt mich davon ab. Sie meinte es ernst, oder zumindest ernst genug, dass ich keinen Spaß daraus machen wollte. Also nickte ich und folgte ihr weiter durch die Gassen.

Wir fanden das Abenteuer in einer kleinen Bar, die aussah, als wäre sie direkt aus den 70ern importiert worden. Neonlichter flackerten über der Tür, und drinnen roch es nach Bier und alten Polstermöbeln. Sie zog mich an die Theke, bestellte zwei Gläser von etwas, das der Barkeeper „Veneziano“ nannte, und lehnte sich zurück, als würde sie diesen Ort schon seit Jahren kennen.

„Hier gefällt’s dir, oder?“ fragte sie, als ich mich neben sie setzte. Sie nippte an ihrem Glas und sah mich an, als würde sie nach etwas suchen, das sie noch nicht gefunden hatte.

„Geht so“, antwortete ich und nahm einen Schluck. Der Geschmack war bitter und süß zugleich, wie eine Erinnerung, die man nicht ganz loslassen kann. „Ist das das große Abenteuer, von dem du gesprochen hast?“

„Vielleicht.“ Sie zog die Augenbrauen hoch und lächelte. „Vielleicht auch nicht. Man weiß nie, was passiert.“

Und dann passierte es. Eine Gruppe von Männern kam hereingeschlendert, laut und lachend, und setzte sich an den Tisch neben uns. Einer von ihnen, ein Typ mit einer Zigarette hinterm Ohr und einem breiten Lächeln, sah sie an und nickte ihr zu. Sie nickte zurück, fast unmerklich, aber ich sah es.

Ich wollte etwas sagen, aber sie kam mir zuvor. „Ich geh mal tanzen“, sagte sie und stand auf. Bevor ich protestieren konnte, war sie schon auf der kleinen Tanzfläche, die eigentlich nur ein freigeräumter Bereich zwischen den Tischen war. Der Typ mit der Zigarette folgte ihr, und ich saß da, mit meinem halb leeren Glas und einem seltsamen Knoten im Magen.

Es war kein Eifersuchtsknoten, nicht wirklich. Es war mehr die Erkenntnis, dass ich sie nie ganz verstehen würde. Dass sie immer ein Stück weit unnahbar bleiben würde, egal, wie nah sie mir kam.

Später, als wir zurück im Zimmer waren, zog sie sich schweigend aus und legte sich ins Bett. Ich wollte sie fragen, was das alles sollte, aber ich wusste, dass sie mir keine Antwort geben würde, die ich verstehen konnte. Stattdessen legte ich mich neben sie und starrte an die Decke.

„War doch ein Abenteuer, oder?“ murmelte sie schließlich, ihre Stimme halb erstickt vom Kissen.

„Ja“, sagte ich, ohne zu wissen, ob ich es wirklich so meinte.

Die Nacht war still, abgesehen vom Summen der Mücken und dem leisen Plätschern des Kanals draußen. Und während ich da lag und auf das schwindende Licht wartete, dachte ich daran, wie seltsam es war, jemanden so nahe zu haben und sich trotzdem so weit weg zu fühlen.

made by Xbyte jade heilstein einfach schnell gesund kochen einfach schnell gesund vegan Tierkommunikation