As Time Goes By

Die Verdammten

Die Luft war schwer, gesättigt von etwas, das mehr als nur Sauerstoff war. Etwas Totes, längst Verrottetes, das sich dennoch nicht auflöste. Wir atmeten es, so wie wir den Tod atmeten, der überall war – in den Gräben, in den Augen unserer Kameraden, im salzigen Schaum der unaufhörlich züngelnden See.

„Es ist die Hölle,“ sagte einer, oder vielleicht dachte ich nur, dass er es gesagt hatte. Stimmen verschmolzen hier mit dem Wind, der sich wie eine unsichtbare Schlinge um die Insel legte. Hölle. Ein Wort, das wir unzählige Male gehört hatten, bis es jede Bedeutung verloren hatte. Und doch, hier war sie, lebendig, atmend, kotfressend.

Die Erde selbst schien zu stöhnen. Ein leises, kriechendes Geräusch, das unter unseren Füßen pulsierte, als würde sie unsere Anwesenheit ablehnen, uns zurück ins Meer werfen wollen. Kot und Tod. Das waren die Gerüche, die uns umfingen. Sie sickerten aus dem Boden, aus unseren Poren, aus dem Himmel, der nichts war als eine schwere, schwarze Decke.

Engel, gefallen

In den Fieberträumen der Nacht erschienen sie. Nicht als Erlöser, sondern als Mahnung, als Spiegel. Ihre Flügel waren zerschmettert, zerfranst wie morsches Papier. Ihre Gesichter – wenn man sie so nennen konnte – schienen aus Licht zu bestehen, ein Licht, das uns blendete, statt uns zu wärmen.

„Sie sind hier,“ flüsterte ich, oder vielleicht war es nur ein Gedanke, der mir entglitt. Niemand antwortete. Antworten waren hier ohnehin nutzlos. Die Engel wanderten durch die Schluchten und Gräben wie Schatten. Sie beobachteten, sie warteten.

Harada war der Erste, der es sah – oder der Erste, der es zugab. „Da oben,“ murmelte er, sein Blick auf einen Fleck Himmel gerichtet, der aussah wie alle anderen: undurchdringlich, gleichgültig. Doch ich sah es auch. Eine Bewegung, eine Schwingung in der Dunkelheit. Vielleicht ein Flügel, vielleicht nur ein Wimpernschlag der Leere.

Kot und Tod

Es gab keine Helden mehr. Nur Körper, die weitergingen, ohne Ziel. Schritte, die sich in den Morast gruben, in die matschige, blutige Erde, die alles verschlang. Wir waren verloren, und dennoch liefen wir weiter.

Jemand brach zusammen – ein Mann, dessen Namen ich nie kannte, dessen Gesicht längst in meinen Erinnerungen verschwunden war. Er fiel vorwärts, landete mit dem Gesicht im Dreck. Er drehte sich nicht mehr um. Der Boden nahm ihn auf, langsam, unaufhaltsam.

„Steh auf,“ hörte ich jemanden rufen, doch die Worte waren leer. Wir wussten alle, dass es keinen Grund mehr gab, aufzustehen.

Der Engel spricht

Die Stimme kam unerwartet, ein Donner, der durch die Nacht rollte. Sie sprach keine Worte, nicht in einer Sprache, die ich verstand, und doch wusste ich, was sie sagte.

„Ihr seid verdammt.“

Es war keine Warnung. Keine Drohung. Nur eine Feststellung. Wir hatten die Grenze längst überschritten, irgendwo zwischen dem ersten Schuss und dem letzten Atemzug. Die Engel waren nicht hier, um uns zu retten. Sie waren hier, um Zeugen zu sein.

„Warum?“ flüsterte Harada, seine Augen groß und leer. Niemand antwortete. Die Engel kannten keine Antworten.

Wir sind verloren

Es gab keinen Morgen mehr. Nur endlose Nacht, durchbrochen von Blitzen, die den Himmel zerrissen wie zornige Narben. Wir krochen weiter, durch den Dreck, durch die Fäulnis, die uns umgab. Die Schreie wurden leiser, nicht weil sie verstummten, sondern weil wir taub wurden.

Ich dachte an die Flagge, an das, was sie bedeutete, was sie einmal bedeutet hatte. Ein Symbol, ein Versprechen. Doch in dieser Welt war sie nur noch ein Fetzen, ein Schandfleck am Himmel.

Die Engel waren überall. Sie standen auf den Hügeln, sie schwebten über dem Wasser, sie krochen durch den Dreck. Ihre Gesichter blieben leer, ihre Augen blickten durch uns hindurch, als wären wir bereits nicht mehr da.

Das Ende

Einer nach dem anderen verschwand. Manche sanken in den Morast, andere gingen einfach fort, ohne ein Wort, ohne einen Blick zurück. Am Ende blieb nur ich, allein, mit dem Sturm und den Engeln.

Ich wartete. Nicht auf Rettung, nicht auf Vergebung. Nur auf das Ende, das unausweichlich war.

Der Engel näherte sich. Seine Flügel waren zerrissen, seine Hände leer. Er sah mich an, oder vielleicht auch nicht. Seine Augen brannten, doch ich fühlte keine Hitze, nur Kälte, die tief in meine Knochen drang.

„Warum?“ flüsterte ich, meine Stimme kaum mehr als ein Hauch.

Er antwortete nicht. Er drehte sich um, breitete seine Flügel aus und verschwand im Sturm.

Und ich blieb zurück, in der Dunkelheit, im Dreck, allein. Verdammnis. Das war alles, was übrigblieb.

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