As Time Goes By

Die Stadt der Träume

Ich liege auf dem kalten Steinboden unserer Höhle und starre in die Schwärze über mir. Es gibt kein Licht hier unten, nur das schwache Leuchten von phosphoreszierenden Flechten an den Wänden, die wie Sterne in einer toten Galaxie funkeln. Die Luft ist schwer, feucht und kalt, als würde sie uns langsam erdrücken. Manchmal frage ich mich, ob wir überhaupt noch atmen oder ob wir schon längst zu Geistern geworden sind.

„Hast du wieder geträumt?“, fragt eine Stimme neben mir. Es ist der Junge, sein Name ist Elias, aber wir nennen ihn nur „den Träumer“. Seine Augen glänzen im Dunkeln, als wären sie selbst kleine Sterne.

„Ja“, antworte ich leise. „Von der Welt draußen.“

„Was hast du gesehen?“

Ich schließe die Augen und versuche, die Bilder festzuhalten, bevor sie verschwinden. Da war ein blauer Himmel, so weit und klar, dass es wehtat, ihn anzusehen. Ein Fluss, dessen Wasser so sauber war, dass man die Steine am Grund zählen konnte. Menschen, die lachten, liefen, lebten. Alles wirkte so echt, so greifbar, als könnte ich die Hand ausstrecken und es berühren.

„Es war… schön“, sage ich schließlich. „So anders als hier.“

Elias nickt, aber ich sehe die Traurigkeit in seinem Gesicht. „Wenn wir aufwachen, ist es immer dunkler“, murmelt er. „Als würde die Welt da draußen uns vergessen.“

Ich will ihm widersprechen, aber ich tue es nicht. Er hat recht. Jeder Traum führt uns tiefer in diese Schwärze, als würde die Realität sich zurückziehen, je mehr wir versuchen, sie festzuhalten.

„Vielleicht sind wir die Toten“, sagt er plötzlich, seine Stimme kaum mehr als ein Hauch.

Niemand antwortet. Wir alle haben diesen Gedanken schon gehabt, aber keiner von uns hat den Mut, ihn laut auszusprechen. Was, wenn es wahr ist? Was, wenn wir schon lange tot sind und nur noch die Erinnerungen an unser Leben weiterexistieren, gefangen in dieser Höhle unter dem Eis?

Ich stehe auf und gehe zum Rand der Siedlung, wo der Boden in einen Abgrund übergeht. Der Wind pfeift durch die Spalten im Gestein, ein leises, trauriges Lied, das sich wie eine Melodie aus einer anderen Zeit anhört. Ich strecke die Hand aus und spüre die Kälte, die von der Tiefe aufsteigt. Sie fühlt sich real an, aber was bedeutet das schon?

Dann höre ich es – ein Flüstern, das aus der Dunkelheit kommt. Zuerst ist es leise, fast unhörbar, aber dann wird es lauter, drängender. Es ist eine Stimme, aber sie spricht in einer Sprache, die ich nicht verstehe.

„Hörst du das?“, frage ich, ohne mich umzudrehen.

Elias steht jetzt neben mir, seine Augen weit aufgerissen. „Ja“, flüstert er. „Sie sprechen mit uns.“

„Wer?“

Er antwortet nicht, sondern starrt nur in die Tiefe. Dann fällt er auf die Knie, seine Hände graben sich in den Boden, als würde er nach etwas suchen.

„Was ist los?“, frage ich, aber er schüttelt nur den Kopf.

Die Stimmen werden lauter, bis sie in meinem Kopf widerhallen wie ein Chor. Sie singen, weinen, schreien. Und dann verstehe ich die Worte.

„Kommt zurück“, sagen sie. „Ihr gehört zu uns.“

Ich will weglaufen, aber meine Beine gehorchen mir nicht. Der Boden unter meinen Füßen beginnt zu beben, kleine Steine fallen in den Abgrund. Elias steht wieder auf, seine Augen glühen jetzt, als wäre er von innen erleuchtet.

„Sie wollen uns holen“, sagt er. „Sie wissen, dass wir hier sind.“

„Wer sind sie?“, frage ich verzweifelt, aber er antwortet nicht.

Der Boden bricht plötzlich unter uns weg, und wir fallen. Die Schwärze umfängt uns, zieht uns tiefer und tiefer. Die Stimmen werden lauter, bis sie alles ausfüllen, was ich höre, sehe, fühle.

„Willkommen zurück“, sagen sie, als wir endlich aufschlagen.

Und dann öffne ich die Augen. Die Höhle ist verschwunden. Über mir ist ein blauer Himmel, so weit und klar, dass es wehtut, ihn anzusehen. Vor mir liegt ein Fluss, dessen Wasser so sauber ist, dass man die Steine am Grund zählen kann.

Aber etwas stimmt nicht. Die Menschen, die hier leben, sehen uns an, als wären wir Geister. Ihre Augen sind leer, ihre Münder bewegen sich, aber kein Laut kommt heraus.

„Wo sind wir?“, frage ich Elias, aber er lächelt nur.

„Zuhause“, sagt er. „Endlich.“

Dann sehe ich es – unsere Spiegelbilder im Wasser. Sie sind durchsichtig, kaum sichtbar. Wir sind hier, aber wir sind es nicht.

Vielleicht hatte Elias recht. Vielleicht sind wir die Toten.

made by Xbyte jade heilstein einfach schnell gesund kochen einfach schnell gesund vegan Tierkommunikation