As Time Goes By

Der unerwartete Anruf

Das Telefon klingelt. Nicht dieses sanfte Vibrieren, das man heutzutage gewohnt ist, sondern ein richtiges, lautes Klingeln wie aus alten Zeiten. Ich nehme es nicht gleich ab, starre es an, als wäre es ein seltsames Insekt, das sich auf meinen Küchentisch verirrt hat. Wer ruft heutzutage noch an, ohne vorher eine Nachricht zu schicken? Es ist früher Nachmittag, draußen gießt es in Strömen.

„Ja?“ sage ich schließlich, nachdem ich den Hörer abgenommen habe. Meine Stimme klingt noch verschlafen, obwohl ich seit Stunden wach bin.

„Endlich,“ sagt die Stimme am anderen Ende. „Ich dachte schon, du nimmst nicht ab.“

Die Stimme ist mir unheimlich vertraut, wie ein Lied, das man irgendwann mal gehört hat und dessen Melodie einem nicht aus dem Kopf geht. Aber ich kann sie nicht zuordnen. Irgendetwas an ihr klingt seltsam gedehnt, wie eine Schallplatte, die auf der falschen Geschwindigkeit läuft.

„Wer ist da?“ frage ich.

Ein Lachen. Warm und irgendwie nostalgisch. „Du erkennst mich nicht? Nach all der Zeit?“

Die Regengeräusche draußen werden lauter, trommeln gegen die Fensterscheibe wie kleine, ungeduldige Finger. Ich drehe mich zum Fenster, sehe, wie die Tropfen kleine Rinnsale auf dem Glas bilden. Die Welt draußen verschwimmt zu einem wässrigen Gemälde.

„Tut mir leid,“ sage ich. „Aber nein.“

„Wir müssen uns treffen,“ sagt die Stimme. „Es ist wichtig. Es geht um den Schlüssel.“

„Welchen Schlüssel?“

„Den du immer bei dir trägst. In deiner linken Hosentasche.“

Ich greife automatisch in meine linke Hosentasche und spüre tatsächlich etwas Metallisches, Kühles. Als ich es herausziehe, halte ich einen altmodischen, schweren Schlüssel in der Hand, mit verschnörkelten Mustern am Griff. Ich bin mir sicher, dass ich ihn noch nie gesehen habe und gleichzeitig fühlt er sich an wie ein alter Freund in meiner Hand.

„Woher wusstest du…?“

„Triff mich in einer Stunde im Café an der Ecke. Du weißt, welches ich meine.“

„Eigentlich nicht,“ sage ich, aber die Leitung ist bereits tot.

Ich stehe da, den Hörer noch in der Hand, den seltsamen Schlüssel in der anderen. Draußen hat der Regen nachgelassen, ein schwaches Sonnenlicht bricht durch die Wolken. Irgendwie weiß ich jetzt doch, welches Café gemeint ist, obwohl ich mir sicher bin, dass ich in dieser Gegend noch nie ein Café besucht habe.

Mit einem merkwürdigen Gefühl der Dringlichkeit ziehe ich mir eine Jacke über. Der Schlüssel wandert zurück in meine linke Tasche, wo er sich schwer und bedeutsam anfühlt.

Die Straßen glänzen nass in der Nachmittagssonne. Der Geruch von feuchtem Asphalt hängt in der Luft, mischt sich mit dem Duft von frischem Kaffee, als ich mich dem Café nähere. Es liegt genau dort, wo ich es vermutet habe, zwischen einem Buchladen und einer Bäckerei. Ein kleines, unscheinbares Gebäude mit einem verblassten Schild über der Tür. Keine Beschriftung, nur das Bild einer Tasse, aus der Dampf aufsteigt.

Als ich eintrete, klingelt ein altmodisches Glöckchen über der Tür. Der Raum ist fast leer, nur an einem Tisch in der hintersten Ecke sitzt jemand. Eine Gestalt, deren Gesicht ich aus der Entfernung nicht erkennen kann. Aber irgendwie weiß ich, dass es die Person ist, die angerufen hat.

Ich gehe auf den Tisch zu. Die Holzdielen knarren unter meinen Füßen. An den Wänden hängen vergilbte Fotografien von Landschaften, die mir gleichzeitig fremd und vertraut vorkommen.

„Da bist du ja,“ sagt die Person, als ich am Tisch ankomme. Die Stimme klingt jetzt klarer, weniger verzerrt als am Telefon, aber immer noch mit diesem seltsamen Unterton, der mich nicht einordnen lässt, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt.

„Setz dich,“ sagt die Person und deutet auf den Stuhl gegenüber. „Wir haben viel zu besprechen.“

Ich setze mich und betrachte mein Gegenüber genauer. Das Gesicht liegt halb im Schatten, aber ich kann erkennen, dass es weder jung noch alt ist, weder ausgesprochen männlich noch weiblich. Es hat etwas Zeitloses an sich, wie ein Porträt, das jemand aus dem Gedächtnis gemalt hat.

„Der Schlüssel,“ sagt die Person und streckt die Hand aus. „Darf ich?“

Zögernd hole ich den Schlüssel aus meiner Tasche und lege ihn auf den Tisch. Die Person berührt ihn nicht, betrachtet ihn nur mit einem seltsamen Lächeln.

„Weißt du, was er öffnet?“

Ich schüttle den Kopf. „Ich wusste nicht mal, dass ich ihn habe, bis du angerufen hast.“

Die Person lacht leise. „Oh, du hast ihn schon sehr lange. Seit dem Tag, an dem du beschlossen hast, dass du ihn brauchst.“

Eine Kellnerin erscheint neben unserem Tisch, stellt ungefragt zwei Tassen Kaffee vor uns ab und verschwindet wieder. Der Kaffee duftet intensiv, nicht wie normaler Filterkaffee, sondern wie etwas Exotisches, das man nur an besonderen Orten bekommt.

„Ich verstehe nicht,“ sage ich. „Wer bist du? Und warum sollte ich einen Schlüssel bei mir tragen, von dem ich nichts weiß?“

Die Person nimmt einen Schluck Kaffee und schließt für einen Moment die Augen, als würde sie den Geschmack besonders genießen. „Manchmal vergessen wir die wichtigsten Dinge. Oder wir verstecken sie vor uns selbst, weil wir noch nicht bereit sind, sie zu benutzen.“

Ich probiere ebenfalls von meinem Kaffee. Er schmeckt nach dunkler Schokolade und einem Hauch von etwas, das ich nicht benennen kann. Während ich trinke, breitet sich eine angenehme Wärme in meinem Körper aus, und plötzlich kommen Erinnerungen hoch, die ich vorher nicht hatte. Oder doch?

„Die Tür,“ sage ich plötzlich. „Der Schlüssel ist für die Tür im obersten Stockwerk.“

Die Person nickt anerkennend. „Du erinnerst dich.“

„Aber woran erinnere ich mich? Ich war noch nie in diesem Gebäude, von dem ich gerade gesprochen habe.“

„Warst du nicht?“ Die Person lehnt sich zurück, und für einen Moment fällt das Licht so auf ihr Gesicht, dass ich meine, mich selbst zu erkennen – nur älter, weiser, mit Augen, die mehr gesehen haben als meine.

Ich blinzle, und der Moment ist vorbei. Die Person sieht wieder aus wie zuvor, ein Fremder mit einem vertrauten Gesicht.

„Es gibt Orte,“ sagt die Person, „die existieren nur, wenn wir bereit sind, sie zu sehen. Und es gibt Türen, die sich nur öffnen, wenn wir bereit sind, hindurchzugehen.“

„Und wo ist dieses Gebäude mit der Tür?“

Die Person deutet mit dem Kopf zur Café-Tür. „Gleich dort drüben. Es wartet auf dich. Es hat immer auf dich gewartet.“

Ich drehe mich um und sehe durch das Fenster des Cafés ein Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite, das vorher nicht da war. Ein hohes, schmales Haus aus roten Backsteinen, mit einem verwilderten Vorgarten und Fenstern, die wie dunkle Augen wirken.

„Was ist dort?“ frage ich, ohne den Blick von dem Gebäude abzuwenden.

„Das musst du selbst herausfinden.“ Die Person steht auf und legt ein paar Münzen auf den Tisch, die im schwachen Licht des Cafés golden schimmern. „Ich habe dich nur daran erinnert, dass du den Schlüssel hast. Der Rest ist deine Reise.“

Als ich mich wieder umdrehe, ist die Person verschwunden. Nicht gegangen – einfach nicht mehr da. Nur die zwei Kaffeetassen und die glänzenden Münzen beweisen, dass ich nicht allein am Tisch gesessen habe.

Ich stehe auf und nehme den Schlüssel vom Tisch. Er fühlt sich jetzt wärmer an, als hätte er einen Teil der Energie des Gesprächs absorbiert.

Als ich das Café verlasse, hat sich der Himmel wieder verdunkelt. Ein fernes Donnergrollen kündigt das nächste Gewitter an. Das Gebäude auf der anderen Straßenseite wirkt im trüben Licht noch geheimnisvoller, fast einladend in seiner Unheimlichkeit.

Ich überquere die Straße. Der Asphalt unter meinen Füßen fühlt sich seltsam elastisch an, als würde er nachgeben wie ein lebendiges Wesen. Als ich vor dem Haus stehe, sehe ich, dass die Haustür einen altmodischen Messingklopfer in Form eines Löwenkopfes hat. Ich ignoriere ihn und stecke stattdessen meinen Schlüssel ins Schloss.

Er passt perfekt. Als ich ihn drehe, höre ich ein tiefes, befriedigendes Klicken, wie wenn ein komplizierter Mechanismus in Bewegung gesetzt wird. Die Tür schwingt ohne mein Zutun auf.

Im Inneren des Hauses ist es überraschend hell. Keine Lampen, kein elektrisches Licht, sondern ein warmes, goldenes Leuchten, das von den Wänden selbst auszugehen scheint. Eine breite Holztreppe führt nach oben, ihre Stufen glänzend von jahrelanger Benutzung.

Ich beginne hinaufzusteigen. Mit jedem Schritt verändert sich die Luft um mich herum. Sie wird dichter, reicher an Gerüchen und Erinnerungen. Ich rieche frisch gebackenes Brot, Sommerregen auf heißem Asphalt, alte Bücher und den Duft von Jasmin in einer lauen Nacht.

Als ich das erste Stockwerk erreiche, sehe ich einen langen Korridor mit mehreren Türen. Keine davon zieht mich an. Ich weiß instinktiv, dass ich weiter nach oben muss.

Im zweiten Stockwerk wiederholt sich das Bild: ein Korridor, Türen, aber nichts, was mich zum Verweilen einlädt. Das goldene Licht wird intensiver, je höher ich steige.

Im dritten Stock wird die Treppe schmaler, intimer. Die Stufen knarren nicht mehr, sie summen leise, als würden sie sich über meinen Besuch freuen. Der Korridor hier oben hat nur eine einzige Tür am Ende. Sie ist aus einem dunklen Holz, das im goldenen Licht fast bronzefarben schimmert.

Als ich näher komme, sehe ich, dass in die Tür Symbole eingeschnitzt sind. Spiralen, Kreise, Linien, die sich zu Mustern verbinden, die mir seltsam vertraut vorkommen. Wie eine Sprache, die ich einmal fließend gesprochen habe und dann vergessen.

Vor der Tür halte ich inne. Der Schlüssel in meiner Hand pulsiert leicht, wie ein kleines Herz. Ich hebe ihn zum Schloss, aber bevor ich ihn einstecken kann, höre ich eine Stimme. Nicht die Stimme aus dem Café oder vom Telefon. Eine neue Stimme, sanft und klar wie Wasser.

„Bist du sicher?“ fragt sie.

Ich drehe mich um, aber der Korridor hinter mir ist leer. Die Stimme scheint von überall und nirgendwo zu kommen.

„Sicher worüber?“ frage ich.

„Dass du bereit bist zu sehen, was hinter der Tür ist. Manche Wahrheiten verändern uns für immer.“

Ich betrachte den Schlüssel in meiner Hand. Er hat mir den Weg hierher gezeigt. Warum sollte ich jetzt umkehren?

„Ich bin bereit,“ sage ich, mehr zu mir selbst als zu der mysteriösen Stimme.

Ich stecke den Schlüssel ins Schloss und drehe ihn. Diesmal höre ich nicht nur ein Klicken, sondern ein ganzes Orchester aus Geräuschen – als würden tausende kleiner Zahnräder und Federn in Bewegung gesetzt.

Die Tür öffnet sich langsam nach innen. Ein blendendes Licht strömt heraus, so hell, dass ich für einen Moment die Augen schließen muss. Als ich sie wieder öffne, sehe ich nicht etwa einen Raum, sondern eine weite Landschaft.

Eine endlose Prärie unter einem hohen, blauen Himmel. Goldenes Gras wiegt sich im Wind, soweit das Auge reicht. In der Ferne erheben sich sanfte Hügel, und dahinter schimmern schneebedeckte Berggipfel.

Ich trete durch die Tür und spüre sofort die Wärme der Sonne auf meiner Haut, rieche den süßen Duft von wilden Blumen und höre das Zirpen von Grillen im Gras. Die Tür hinter mir verschwindet, als hätte sie nie existiert.

Ein schmaler Pfad schlängelt sich durch das hohe Gras. Ohne zu zögern beginne ich, ihm zu folgen. Mit jedem Schritt fühle ich mich leichter, freier, als würde eine Last von meinen Schultern genommen.

Nach einer Weile erreiche ich eine Stelle, wo der Pfad einen kleinen Bach kreuzt. Das Wasser glitzert im Sonnenlicht, klar und einladend. Ich knie mich hin und tauche meine Hände hinein. Es ist kühl und belebend. Als ich einen Schluck trinke, schmecke ich Süße, Frische und einen Hauch von etwas, das mich an den Kaffee im seltsamen Café erinnert.

Am gegenüberliegenden Ufer des Baches sitzt jemand auf einem Stein. Eine Figur in einfacher, heller Kleidung. Als ich aufblicke und sie anschaue, erkenne ich die Person aus dem Café. Doch diesmal liegt ihr Gesicht nicht im Schatten. Es ist mein eigenes Gesicht, aber entspannter, glücklicher, mit Falten, die von Lachen und nicht von Sorgen zeugen.

„Du bist gekommen,“ sagt mein anderes Ich.

„War das der Plan?“ frage ich, während ich den Bach überquere.

„Es gibt keinen Plan,“ antwortet mein Spiegelbild. „Nur Möglichkeiten. Und Entscheidungen.“

„Und was ist das hier für ein Ort?“

Mein anderes Ich lacht, ein Lachen, das wie Musik klingt. „Das ist deine Welt. Die Welt, die du erschaffen hast, jedes Mal, wenn du geträumt hast.“

Ich schaue mich um. Die Prärie, die Berge, der Bach – alles wirkt vertraut und doch neu, als würde ich es zum ersten Mal mit wachen Augen sehen.

„Ich habe das erschaffen?“

„Jeder Traum, jede Hoffnung, jede Idee – sie gehen nicht verloren. Sie finden ihren Weg hierher.“ Mein anderes Ich deutet auf die Landschaft um uns herum. „Dieser Ort ist die Summe all deiner unverwirklichten Möglichkeiten.“

Ein Windstoß streicht durch das Gras, erzeugt ein Rauschen wie ferne Meereswellen. Über uns zieht ein Schwarm Vögel in perfekter Formation.

„Und warum bin ich jetzt hier?“ frage ich.

„Weil du den Schlüssel benutzt hast.“ Mein anderes Ich steht auf und deutet auf einen Hügel in der Nähe. „Komm, ich möchte dir etwas zeigen.“

Wir gehen gemeinsam durch das hohe Gras. Kleine Insekten surren um uns herum, und gelegentlich huscht etwas Größeres durchs Gras – vielleicht ein Kaninchen oder ein kleiner Fuchs.

Auf dem Hügel angekommen, sehe ich, dass die Landschaft auf der anderen Seite völlig anders ist. Statt der endlosen Prärie erstreckt sich dort eine Stadt – aber keine gewöhnliche Stadt. Die Gebäude scheinen aus Licht und Farbe gebaut zu sein, manche schweben über dem Boden, andere winden sich wie lebendige Skulpturen in den Himmel.

„Was ist das?“ frage ich atemlos.

„Deine zukünftigen Träume,“ antwortet mein anderes Ich. „Die, die du noch nicht geträumt hast.“

„Kann ich dorthin gehen?“

„Noch nicht. Erst musst du verstehen, was du bereits erschaffen hast.“

Mein anderes Ich deutet zurück auf die Prärie, und plötzlich sehe ich, dass das, was ich für gleichförmiges Grasland gehalten habe, in Wirklichkeit voller Details ist. Kleine Dörfer, versteckt in Senken. Wälder, die wie grüne Inseln aus dem goldenen Meer ragen. Flüsse, die wie silberne Bänder die Landschaft durchziehen.

„All das habe ich geträumt?“

„Jeder Ort, jede Person, jede Geschichte.“ Mein anderes Ich lächelt. „Und nun ist es Zeit, dass du lernst, bewusst zu träumen.“

„Wie meinst du das?“

„Der Schlüssel, den du gefunden hast, öffnet nicht nur Türen zwischen Welten. Er öffnet auch Türen in deinem Geist.“ Mein anderes Ich berührt sanft meine Stirn. „Wenn du zurückkehrst, wirst du dich erinnern. Und du wirst wissen, wie du zurückkommen kannst.“

Ein plötzlicher Windstoß wirbelt Blätter und Grashalme um uns herum. Der Himmel verdunkelt sich, als würde ein Sturm aufziehen.

„Es ist Zeit,“ sagt mein anderes Ich. „Der Schlüssel ist jetzt Teil von dir. Du brauchst ihn nicht mehr in deiner Tasche zu tragen.“

Ich greife in meine Tasche, aber der Schlüssel ist verschwunden. Stattdessen spüre ich eine Wärme in meiner Brust, genau über meinem Herzen.

„Werde ich dich wiedersehen?“ frage ich.

„Ich bin du,“ antwortet mein Spiegelbild. „Ich bin immer da.“

Der Wind wird stärker, trägt jetzt Stimmen mit sich, entfernte Rufe, das Klingeln eines Telefons. Die Landschaft um uns herum beginnt zu verblassen wie ein Aquarell im Regen.

„Vergiss nicht,“ ruft mein anderes Ich über den heulenden Wind hinweg. „Die Tür ist immer da. Du musst sie nur sehen wollen.“

Dann löst sich alles in einem Wirbel aus Licht und Farbe auf. Ich spüre, wie ich falle, aber es ist kein beängstigendes Gefühl. Es fühlt sich an wie das sanfte Sinken in einen tiefen, friedlichen Schlaf.

Als ich die Augen öffne, liege ich in meinem Bett. Morgenlicht fällt durch die halb geöffneten Vorhänge. Das Telefon auf meinem Nachttisch klingelt unermüdlich.

Mit einem Gefühl von Déjà-vu nehme ich ab. „Ja?“

„Guten Morgen,“ sagt eine Stimme, die mir seltsam vertraut vorkommt. „Entschuldige die frühe Störung, aber ich dachte, du würdest vielleicht gerne wissen, dass das Café an der Ecke heute wieder geöffnet hat.“

Ich setze mich auf, plötzlich hellwach. „Welches Café?“

„Das mit dem verblassten Schild, natürlich. Zwischen dem Buchladen und der Bäckerei.“

Ein Kribbeln läuft meinen Rücken hinunter. „Wer spricht da?“

Ein Lachen, warm und irgendwie nostalgisch. „Ein Freund. Jemand, der weiß, dass du den Schlüssel gefunden hast.“

Ich lege die Hand auf meine Brust und spüre tatsächlich etwas Warmes pulsieren, direkt über meinem Herzen. Kein physischer Schlüssel, sondern etwas anderes. Etwas, das jetzt Teil von mir ist.

„Ich verstehe,“ sage ich, und zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass es wirklich stimmt.

„Das Café wartet,“ sagt die Stimme. „Und dahinter… naja, du weißt schon.“

Die Leitung wird still, aber es ist kein abruptes Ende wie in meinem Traum. Es fühlt sich an, als würde die Stimme einfach in die Stille übergehen, sich mit ihr vermischen.

Ich stehe auf und gehe zum Fenster. Die Straße draußen sieht aus wie immer – und doch nicht ganz. Die Farben scheinen intensiver, die Konturen schärfer. Als hätte jemand den Kontrast der Welt ein wenig hochgedreht.

In der Ferne, genau dort, wo in meinem Traum das Café war, sehe ich ein Gebäude mit einem verblassten Schild. Ich bin mir sicher, dass es gestern noch nicht da war. Oder habe ich es einfach nicht bemerkt?

Ich dusche und ziehe mich an, alles mit einer seltsamen Ruhe. Als wäre das, was gleich passieren wird, schon lange vorherbestimmt. Als ich die Wohnung verlasse, fühlt sich die Luft draußen frisch an, voller Möglichkeiten.

Das Café ist genau dort, wo ich es erwartet habe. Als ich eintrete, klingelt ein altmodisches Glöckchen über der Tür. Der Raum ist fast leer, nur an einem Tisch in der hintersten Ecke sitzt jemand.

Ich gehe auf den Tisch zu, diesmal ohne Zögern. Die Person blickt auf, als ich mich nähere, und für einen Moment sehe ich mein eigenes Gesicht – älter, weiser, mit Augen, die mehr gesehen haben als meine.

„Du bist zurückgekommen,“ sagt die Person.

„Ich war nie wirklich weg,“ antworte ich und setze mich.

Die Person lächelt wissend. „Bereit für den nächsten Traum?“

Ich spüre die Wärme in meiner Brust, dort wo der Schlüssel jetzt ist, nicht mehr aus Metall, sondern aus reiner Möglichkeit. „Ja,“ sage ich. „Ich bin bereit.“

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