Tagebuch der Unrast

As Time Goes By

Die Stadt der Vögel

Ich ziehe das Netz fester über mein Gesicht, als ich die Treppe des alten Hochhauses hinuntersteige. Die Krähen sind bereits wach, ihre Schreie hallen durch die zerfallenen Straßen der Stadt wie ein unheimliches Morgenlied. Ihre schwarzen Leiber bedecken jeden Zentimeter der Stadt – auf den Dächern, den zerbrochenen Fenstern, den verrosteten Klimaanlagen, die wie tote Metallkadaver an den Hauswänden hängen. Weiterlesen

Der Wald der Stimmen

Die Bäume um mich herum flüstern, als ich durch das dichte Unterholz stolpere. Ihre Äste biegen sich wie tastende Finger, obwohl kein Wind weht. Die Stimmen sind leise, kaum mehr als ein Wispern, aber sie sind überall – in den Blättern, im Rascheln des trockenen Laubs unter meinen Füßen, selbst in der feuchten Luft, die ich atme. Weiterlesen

Die Stadt ohne Namen

Ich gehe durch Straßen, die sich wie ein Labyrinth um mich winden, als wüssten sie selbst nicht mehr, wohin sie führen. Die Laternen stehen wie stumme Wächter an den Ecken, ihre Glühbirnen summen leise, aber kein Licht dringt aus ihnen hervor. Es ist, als würde die Dunkelheit selbst sie verschlucken, bevor sie entweichen kann. Manchmal strecke ich die Hand aus und berühre das kalte Metall eines Laternenpfostens, nur um sicherzugehen, dass er wirklich da ist – dass ich wirklich hier bin. Weiterlesen

Das Schiff der Ertrunkenen

Ich spüre das schwankende Deck unter meinen nackigen Füßen, als ich die rostige Treppe zum Heck hinaufsteige. Das Salz liegt schwer in der Luft, vermischt mit dem süßlichen Geruch des Verfalls. Überall um mich herum stapeln sich die Hinterlassenschaften einer versunkenen Welt Weiterlesen

Die wandernde Herde

Die Prärie erstreckt sich endlos vor uns, eine trostlose Ebene aus Rissen und Asche. Der Boden unter unseren Füßen ist hart und spröde, als wäre er von einem Feuer versengt worden, das niemals erloschen ist. Wir folgen den Büffeln Weiterlesen

Die Insel der Algenbauern

Unsere Hütten stehen auf Stelzen im Marschland, das wie ein giftiger Teppich unter uns liegt. Das Wasser darunter glüht in einem kranken Grün, wenn der Wind die Oberfläche kräuselt. Manchmal sehe ich Dinge darin – Schatten, die sich bewegen, als würden sie uns beobachten. Aber ich spreche nicht darüber. Niemand tut das. Weiterlesen

Das letzte Kraftwerk

Die Kontrollleuchten flackern im Takt der Erdbeben. Ein stetes, nervöses Blinken, das sich wie ein Herzschlag durch den Raum zieht. Rot, Grün, Rot, Grün. Manchmal frage ich mich, ob der Reaktor noch lebt oder bereits stirbt – ob diese Lichter sein letztes Aufbäumen sind, bevor er uns im Stich lässt Weiterlesen

Die Stadt der Spiegel

Dubai. Einst eine Kathedrale aus Stahl, Glas und unermesslichem Reichtum. Jetzt ein Friedhof aus Spiegeln, die die Sonne reflektieren wie Waffen. Die leeren Hochhäuser ragen in den Himmel, ihre Fassaden blind und spöttisch, als würden sie uns auslachen für das, was wir angerichtet haben. Jeder Sonnenstrahl, der von ihnen zurückgeworfen wird, brennt auf meiner Haut wie Feuer. Weiterlesen

Die gefrorene Grenze

Der Wind beißt wie ein wildes Tier, als ich den nächsten Eisblock auf die Mauer stemme. Meine Hände sind blau und taub, meine Finger steif vor Kälte, aber ich lasse nicht nach. Jeder Block ist schwer, rissig und kalt genug, um die Haut zu verbrennen, wenn man ihn zu lange festhält. Doch wir bauen weiter, weil wir keine andere Wahl haben. Die Mauer ist alles, was uns trennt von ihnen – den Flüchtlingen, die aus dem Niemandsland kommen. Weiterlesen

Der ewige Regen

Der Regen hört nie auf. Er fällt wie ein endloser Vorhang aus kaltem Wasser, der die Welt verschluckt hat. Die Straßen von London sind Flüsse, ihre Strömungen tragen Abfall, Wracks und die letzten Reste einer vergessenen Zivilisation fort. Wir leben auf dem Dach des Shard, das wie eine einsame Insel aus dem Wasser ragt. Es ist unser Zufluchtsort, aber es fühlt sich mehr wie ein Gefängnis an. Weiterlesen
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