Moguéran

Ich sitze hier. Der Stuhl ist hart, das Tischtuch blendend weiß. Ein absurder Kontrast zu dem, was drumherum passiert. Die Sonne, dieser orangefarbene Klotz, versinkt gerade im Meer, zieht das ganze Wasser mit sich in diesen irren, goldenen Sog. Es ist lautlos, aber ich spüre das Ziehen in der Brust.

Der Sand unter meinen Füßen ist kalt und feucht. Er riecht nach Salz, Algen und diesem alten, faulen Holz, das irgendwo am Ufer liegt. Ein Geruch, der nach Freiheit und gleichzeitig nach Vergänglichkeit schmeckt. Ich atme tief ein.

Sie steht da, den Rücken zu mir. Die Kellnerin, die Bedienung, wer auch immer. Schwarzer Rock, weiße Bluse, perfekt. Sie ordnet die Gläser auf dem Tisch, obwohl es nichts mehr zu ordnen gibt. Ein stilles Ritual. Ihr Haar fängt das letzte Licht ein, leuchtet wie Kupfer. Ich sehe die Kontur ihrer Schulter, diese gespannte Eleganz, die nicht hierher gehört, nicht an diesen Strand, nicht in diesen Moment.

Ich bin allein. Wieder einmal. Das ist der Deal. Ich bin der Mann, der den Tisch für zwei reserviert, aber nur für einen bestellt. Die Boote draußen schaukeln sanft, ihre Masten sind nur noch schwarze Striche gegen das Licht. Sie warten. Auf die Flut, auf den Morgen, auf irgendwas.

Ich höre das leise Schaben des Sandes, wenn die Welle zurückgeht. Ein Geräusch, das alles andere verschluckt. Die Stadt drüben, diese Reihe von Häusern mit ihren dunklen Dächern, ist nur eine Kulisse. Sie sind alle beschäftigt, essen, reden, leben. Hier draußen, auf diesem Kies, bin ich nur ein Schatten, der auf das Ende des Tages wartet.

Ich greife nach dem Glas. Es ist leer. Ich nippe nicht, ich halte es nur. Das Glas ist kühl, eine kleine, ehrliche Kälte in dieser überhitzten Szene. Ich denke nicht viel. Nur: Das ist es. Dieser Moment. Die goldene Scheiße auf dem Wasser, der Geruch von Meer und die Frau, die einen Tisch für einen Mann deckt, der immer allein ist. Es ist still. Es ist gut. Es ist, wie es sein muss. Ich warte, bis das letzte Licht weg ist. Dann gehe ich. Ohne ein Wort.

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