As Time Goes By

Marie ist wieder da

Der Hund war der Erste, der sie bemerkte. Kein Wunder, das Vieh hat immer schon besser gerochen als gedacht. Ich hörte ihn noch, bevor ich ihn sah – ein Jaulen und Winseln, als hätte ihn jemand an den falschen Stellen gekrault. Dann klapperten die Pfoten auf dem Kopfsteinpflaster, und da war er, mitten in meinem Blickfeld, aufgeregt wie ein Fisch, der das erste Mal das Meer sieht.

Ich schaute auf. Und da war sie. Marie. Einfach so.

Sie stand vor dem alten Brunnen, als wäre sie nie weg gewesen. Eine Hand am Rand des Steins, die andere in der Tasche ihres Mantels, der aussah, als hätte er bessere Tage gesehen. Ihr Haar war kürzer, irgendwie dunkler, und der Wind spielte damit, als wollte er mir einen Gefallen tun.

„Hast du den Hund abgerichtet?“ war das Erste, was sie sagte.

„Nein. Aber vielleicht dich.“

Marie lachte. Kein schüchternes Kichern oder so, sondern das volle Programm, mit Kopf zurückwerfen und allem. Der Hund sprang an ihr hoch, wedelte wie verrückt, und ich stand einfach nur da, halb lächelnd, halb unfähig, mich zu bewegen.

„Schön, dich auch zu sehen“, sagte sie, während sie den Hund kraulte.

„Was machst du hier?“ Es war das Einzige, was mir einfiel.

„Was meinst du?“

„Ich meine: Was machst du hier? Jetzt? Nach … all dem.“

Sie sah mich an, der Blick war schwer zu deuten. Eine Mischung aus Müdigkeit und Neugier, vielleicht ein Hauch von Bedauern, aber das könnte ich mir auch eingebildet haben.

„Ich dachte, ich schau mal vorbei.“

„Das ist keine Antwort.“

„Doch, ist sie.“

Ich wusste nicht, ob ich sie schütteln oder umarmen wollte. Wahrscheinlich beides. Der Hund entschied sich fürs Letztere und sprang an ihr hoch, als wollte er sie auffressen. Sie lachte wieder, das Lachen, das ich zu gut kannte, und plötzlich fühlte sich die Luft um mich herum schwerer an.

„Gehören die jetzt alle dir?“ fragte sie und nickte Richtung Hund, der wie ein Verrückter um sie herumtanzte.

„Nein. Nur der da. Der Rest hat mich verlassen.“

„Typisch. Was hast du getan?“

„Nichts. Das ist ja das Problem.“

Marie schüttelte den Kopf und stand auf. Der Hund saß jetzt zu ihren Füßen, als hätte er sie adoptiert.

„Läufst du noch viel?“ fragte sie plötzlich.

„Manchmal.“

„Ich wette, du tust es immer noch falsch.“

„Es gibt kein Richtig oder Falsch beim Laufen.“

„Doch. Du hebst die Knie nicht genug. Weißt du noch?“

Ich erinnerte mich. Klar erinnerte ich mich. Die langen Abende, als wir durch die Felder liefen, und sie immer ein paar Schritte vor mir war, sich gelegentlich umdrehte und mich auslachte, wenn ich zu langsam war.

„Und du? Läufst du noch?“ fragte ich zurück.

„Nein.“

„Warum nicht?“

„Weil ich aufgehört habe, wegzulaufen.“

Das saß. Ich wusste nicht, ob sie das meinte, was ich dachte, dass sie es meinte, aber ich ließ es stehen. Manche Sachen sollte man nicht hinterfragen, selbst wenn sie wehtun.

Der Hund hatte inzwischen genug von uns und begann, an einem Grashalm zu knabbern, als wäre er das spannendste Ding der Welt. Marie steckte die Hände in die Taschen ihres Mantels, sah zum Brunnen hinüber.

„Der Brunnen funktioniert noch?“ fragte sie.

„Keine Ahnung. Willst du’s testen?“

„Nein. Ich mag keine Überraschungen.“

Das war gelogen. Marie liebte Überraschungen. Sie liebte alles, was sie aus dem Gleichgewicht brachte, alles, was nicht in die Schubladen passte, die sie für die Welt gebaut hatte.

„Bleibst du?“ fragte ich schließlich.

„Vielleicht.“

„Das ist keine Antwort.“

„Doch, ist sie.“

Das war typisch Marie. Immer ein Schritt zurück, wenn man einen vorwärts ging. Ich wusste nicht, was ich von diesem Gespräch halten sollte, und ich glaube, sie wusste es auch nicht.

„Der Hund scheint mich zu mögen“, sagte sie schließlich, als wolle sie das Thema wechseln.

„Das tut er bei jedem.“

„Oh. Danke.“

„Das war ein Kompliment.“

„Nein, war es nicht.“

„Vielleicht war es eins.“

„Vielleicht ist eine schlechte Antwort.“

Ich lachte, obwohl nichts an diesem Moment lustig war. Marie sah mich an, das erste Mal wirklich, mit diesem Blick, der alles sehen wollte und nichts gleichzeitig.

„Was willst du von mir?“

„Ich will wissen, warum du hier bist.“

„Ich bin hier, weil ich hier bin.“

Das machte keinen Sinn, aber bei ihr machte selten etwas Sinn, zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Der Hund hatte inzwischen einen Stock gefunden und brachte ihn zu ihr, als wäre das die Lösung all unserer Probleme.

„Ein guter Hund“, sagte sie und warf den Stock.

„Er hört nie auf.“

„Das ist gut. Man sollte nie aufhören.“

„Aufhören womit?“

„Mit dem, was einen glücklich macht.“

Ich wollte fragen, ob sie glücklich war, aber ich hatte Angst vor der Antwort. Stattdessen stand ich nur da, während der Hund wie ein Irrer dem Stock hinterherlief und zurückkam, mit glänzenden Augen und einem sabbernden Maul.

„Lass uns gehen“, sagte Marie plötzlich.

„Wohin?“

„Irgendwohin.“

„Das ist keine Antwort.“

„Doch, ist sie.“

Ich folgte ihr, weil das alles war, was ich tun konnte. Der Hund lief neben ihr her, als hätte er sie immer gekannt. Und ich fragte mich, ob das, was sie sagte, wahr war – dass man nie aufhören sollte. Aber wenn das so war, warum hatte sie dann aufgehört, bei mir zu bleiben?

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