As Time Goes By

Stories

Die seltsame Bar

Ich laufe durch Straßen, die ich zu kennen glaube, aber irgendwas stimmt nicht. Die Häuser sind höher als sonst, und die Fenster kleiner. Das Licht der Straßenlaternen schimmert in Pfützen, obwohl es gar nicht geregnet hat. Merkwürdig. Die Luft schmeckt nach Metall und etwas Süßem, fast wie Karamell, das zu lange auf dem Herd stand. Weiterlesen

Kein Ort für Heimkehr

Ich wache auf mit einem Kloß im Hals und Erde unter den Fingernägeln. Mein Rücken klebt an kaltem Stein, und ich weiß nicht, wie lange ich schon hier sitze. Vielleicht Minuten. Vielleicht Tage. Das Licht ist grau – eine Art Dämmerung, die sich weigert, Nacht oder Morgen zu sein. Mein Atem geht flach, wie durch ein Sieb gepresst. In der Luft liegt ein modriger Geruch, vermischt mit altem Weihrauch und etwas, das ich nicht zuordnen kann. Vielleicht Verfall. Vielleicht Erinnerung.

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Das Echo der Mauer

Ich stehe da. Im Staub, im Dunst, im Mief dieser toten Wände. Kalter Beton, warmes Atmen. Als würde der Ort selbst noch leben. Aber falsch – er lebt nicht. Er erinnert sich bloß. Und das reicht. Die Tür hinter mir ist längst verschwunden. Die Zone schluckt alles. Auch Wege zurück. Mein Mantel riecht nach altem Rauch. Nach ihr. Das letzte Feuer, das wir uns geteilt haben, hat Ruß in jede Faser gebrannt. Ich greife ans Medaillon. Metall auf Haut. Kühl. Aber da. Noch da. Weiterlesen

Schwarzlicht

Ich sitze in diesem Zimmer, das nach altem Rauch und Lavendel duftet. Die Schatten sind weich, fast flüssig. Die Lampe an der Wand flackert wie eine Erinnerung, die nicht stillhalten will. Sie sagt nichts, die Frau mir gegenüber. Muss sie auch nicht. Ihre Haut wirkt fast golden im schummrigen Licht, das sich in den tiefen Linien ihres Tattoos verliert – ein wildes Geflecht aus Blumen, Knochen und etwas dazwischen. Etwas, das sich bewegt, wenn man zu lange hinsieht. Ich starre trotzdem. Weiterlesen

Stimmen im Zugabteil

Ich sitze im Zug und spüre das leichte Vibrieren des Waggons unter meinen Füßen. Es ist ein altes Modell, eines dieser Wagen mit den senfgelben Polstern, die unter dem Gewicht unzähliger Reisender nachgegeben haben und nun eine Art kollektives Gedächtnis aller Hintern bilden, die je hier saßen. Die Landschaft draußen verschwimmt zu einem undeutlichen Gemisch aus Grün und Grau. Zwischendurch blitzt mal ein Bahnhof auf, an dem wir nicht halten.

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Neonherz

Die Nacht begann nicht mit einem Sonnenuntergang, sondern mit einem flackernden Licht. Ein weißblaues Leuchten zitterte über die regennasse Straße wie ein elektrischer Herzschlag. Lia stand einen Moment still, als würde sie der Stadt erlauben, sie zu erkennen – oder zu übersehen. Ihre Haare hingen schwer auf den Schultern, vom Nebel durchtränkt. Ihr Blick war geradeaus gerichtet, doch in ihren Augen spiegelte sich etwas, das nicht da war: Erinnerung oder Vorahnung – vielleicht beides. Weiterlesen

Jenna in der Stadt

Ich kam von Osten, wo die Felder längst aufgegeben hatten. Das Gras war da nur noch Erinnerung, verbrannt und gebleicht wie alte Zeitung. Die Straße, wenn man das noch so nennen konnte, war gerissen, vom Frost zerfetzt. Ich trat mit den Stiefeln auf Asphalt, der wie faules Brot unter mir brach. Kein Geräusch außer meinen eigenen Schritten. Und das Krächzen meines Rucksacks, wenn ich den Rücken durchstreckte. Die Stadt lag vor mir wie ein Tier, das tot wirkte, aber vielleicht nur schlief. Kein Rauch, kein Licht. Nur Silhouetten. Häuser ohne Fenster, Dächer wie ausgefranste Mäuler. Ich dachte, sie atmen. Vielleicht war das nur der Wind. Vielleicht auch nicht. Weiterlesen

Marla – Nachbrennerin

Der Regen hat längst aufgehört, aber die Straßen glänzen noch. Als hätten sie was zu verbergen. Ich geh an einem Automaten vorbei, der blinkt, als wäre er betrunken. Zigaretten. Kaugummi. Patronen. Alles in derselben Schublade. IQ Nocturne liegt ein bisschen abseits. Keine Schlangen, keine Türsteher, nur ein rot flimmerndes Schild und dieser Geruch – alt, elektrisch, wie vergessene Schaltkreise. Ich trete ein, und die Nacht nimmt mich auf wie eine, die sie kennt. Weiterlesen

Walker

Ich weiß nicht, wann genau der Nebel kam. Vielleicht war er einfach da, wie Müdigkeit oder Schuld. Kein Wetter, eher ein Zustand. Ich stand an der Ecke der Bahnstraße, wo früher mal ein Kiosk war, und starrte auf den Dunst, der über den Schienen hing wie ein schlecht gelaunter Gedanke. Alles war still. Selbst der Wind hatte aufgegeben. Ich hab nichts erwartet. Ganz sicher niemanden wie ihn. Weiterlesen

Der leere Hörsaal

Ich stehe vor einem Hörsaal, der leer sein sollte. Es ist spät, vielleicht zehn oder elf Uhr abends. Die Flure der Universität sind ausgestorben, nur das gleichmäßige Summen der Neonröhren begleitet mich. Meine Schritte hallen auf dem abgenutzten Linoleum wider, irgendwo tropft ein Wasserhahn in unregelmäßigen Abständen. Tock. Tock. Tock. Weiterlesen
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