As Time Goes By

Gaugamela

Die Luft war schwer, als hätte sie jahrhundertelang an genau diesem Ort geschlafen, ohne zu atmen, ohne zu sterben – nur das dumpfe Dröhnen der Hitze, die den Sand zu einer glühenden Haut machte, hielt sie in Bewegung. Es war, als hätte die Erde beschlossen, sich aufzulösen, Sandkörner wie Milliarden gefallener Sterne, so fein, dass sie kaum noch Materie waren, und doch – sie trugen alles, trugen uns, trugen das, was von uns blieb.

Die Klippen ragten wie gebrochene Zähne aus der Steppe, von einem Gott hinterlassen, der längst vergessen hatte, warum er je gebaut hatte. Dahinter, endlose Weite, ein Ozean aus Staub und Hitze, der Horizont so fern und doch – irgendwie zu nah. Hier war nichts sicher, nicht der Boden unter den Füßen, nicht der Atem in der Lunge, nicht die Gedanken, die wie Schatten durch den Kopf jagten, ein endloser Reigen aus Fragen, die keiner je stellen wollte.

Ich sah sie – die Menschen. Oder vielmehr ihre Silhouetten, gebückt und ausgemergelt, ihre Bewegungen einer Mechanik, die keine Maschinen je kopieren könnten. Menschen wie Götzen, Götzen wie Staub. Sie schritten durch den Sturm, oder besser, der Sturm trug sie, ein Teil von ihm, ununterscheidbar, Haut und Sand verschmolzen zu einer einzigen Masse, die sich bewegte, weil es nichts anderes mehr gab. Sie schrien nicht, obwohl der Wind ihre Stimmen stahl, sie fluchten nicht, obwohl das Salz des Lebens sie verließ. Alexander hatte hier gekämpft, so sagte man, oder war es nur ein Mythos, eine Erinnerung, die sich festhielt wie eine Made an verfaultem Fleisch? Gaugamela, der Name wie ein Messer, das man immer wieder in die Zunge schneidet, um sicherzugehen, dass man noch spürt.

Ich dachte an die Karte, die ich in einer Stadt gefunden hatte, die es vielleicht nie gegeben hatte, ein Stück zerfetzten Papiers, darauf Linien, die nichts bedeuteten, und eine Markierung, ein Kreis mit einem Kreuz. Hatten sie geglaubt, es gäbe etwas jenseits des Sandes, einen anderen Ort, einen anderen Himmel? Und warum war ich hier, an diesem Ort, der so tot war wie die Erinnerungen, die ich zu verlieren begann? Die Antwort war so zerbrechlich wie der Sand, der mir in die Augen schnitt. Ich war nichts mehr als ein Schatten, ein Hauch, ein Gedanke – und selbst der verblasste.

Die Klippen, schwarz und kantig, schienen näher zu rücken, obwohl ich sicher war, dass ich keinen Schritt getan hatte. Der Sand unter meinen Füßen wirkte lebendig, er bewegte sich, kroch in meine Haut, fraß sich durch die Fasern meiner Kleidung, als würde er mich Stück für Stück verschlingen. Ich wollte schreien, wollte laufen, doch die Gedanken – sie waren wie Ketten, schwer und rostig, die mich an diesem Ort hielten. „Gaugamela,“ flüsterte ich, der Name wie ein Gift, das mich zermalmte, aber nicht tötete.

In der Ferne hörte ich ein Summen, das sich langsam steigerte, ein Surren, das wie ein Schwarm Insekten klang, aber tiefer war, eine Frequenz, die den Boden vibrieren ließ. Menschen liefen, sie rannten – oder es waren Schatten, die sich bewegten, ich konnte es nicht sagen. Die Hitze ließ alles flimmern, die Luft eine Fata Morgana, die nichts verbarg, weil es nichts zu verbergen gab. Ich versuchte zu denken, einen klaren Gedanken zu fassen, aber alles, was kam, war ein Bild – ein Kopf, aufgespießt auf einem Speer, die Augen weit offen, der Mund in einem Ausdruck gefroren, der vielleicht ein Lachen war. Alexander? Nein, das konnte nicht sein. Und doch.

„Das hier ist keine Schlacht,“ sagte ich, oder vielleicht war es nur der Wind, der sprach. „Das hier ist ein Ende.“ Die Worte zerbrachen, wurden von der Dunkelheit verschluckt, die sich zwischen den Klippen auftat, eine Leere, die tiefer war als alles, was ich je gesehen hatte. Dort unten war nichts – kein Boden, keine Zeit, keine Existenz. Nur ein schwarzes Loch, das alles anzog, was sich dagegen auflehnte. Und ich stand an seinem Rand.

Die Menschen – waren sie überhaupt real? Oder waren sie nur eine Erinnerung, die der Sturm mit sich trug, Gesichter und Formen, die sich in den Sand schnitten wie eine Vision, die niemand ertragen konnte? Ich wusste es nicht. Alles, was blieb, war die Hitze, der Wind, der meinen Atem stahl, und das Gefühl, dass ich immer noch fiel, obwohl meine Füße den Boden berührten. Es war eine Bewegung, die keinen Anfang und kein Ende hatte, ein Kreisen, das alles verschlang.

Ich trat näher an die Klippen, der Sand rutschte unter meinen Schuhen, und ich spürte, wie der Abgrund mich lockte, seine Leere ein Versprechen, das ich nicht verstand. „Was bleibt?“ fragte ich, und die Antwort war nichts als ein Echo, ein Flüstern, das sich verlor, bevor es überhaupt begonnen hatte.

Und doch – ich konnte nicht springen. Die Klippen hielten mich, der Wind trieb mich zurück, und der Sand kroch in meine Lungen, füllte sie, bis ich keinen Atem mehr hatte. Aber ich lebte. War das Leben? Ein Wrack, getrieben von einem Sturm, der nie endet? Gaugamela. Der Name brannte in meinem Kopf wie eine Wunde, die niemals heilt. Und der Sandsturm tobte weiter, eine endlose Schleife aus Zerstörung, aus Sein und Nichtsein, aus allem und nichts.

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