As Time Goes By

Eine Nacht, die klebrig blieb

Es fing mit der Hitze an. Der Sommer, der einfach nicht aufhören wollte, kroch durch die Ritzen der Stadt, dick und schwer wie ein schlecht ausgeleertes Glas Honig. Selbst die Fliesen in meiner Küche schienen zu schwitzen, und ich, mit einem Bier in der Hand, fühlte mich, als hätte ich mich versehentlich auf einen Grill gesetzt. Ein rostiger, knarzender Grill, irgendwo im Hinterhof eines Typen, der dich mit einem halben Blick davon überzeugt, dass du zu lange geblieben bist.

Ich lehnte mich ans Fenster, auf der Suche nach einem Hauch von Luft. Draußen war die Straße still, wie das immer ist, wenn alle auf ein Gewitter hoffen, aber nichts kommt, außer dem dumpfen Warten. Die Neonlichter von der Bar gegenüber flackerten, ein unsicheres „Cockta_l“ schimmerte über die Köpfe der wenigen, die sich rausgetraut hatten. Der Geruch von verbranntem Fett und billigem Parfum schlich sich zu mir herauf.

Das Bier war schal, aber ich trank es trotzdem. Es ging nicht ums Genießen, sondern ums Durchhalten. Ich wusste, dass ich rausgehen sollte – vielleicht in die Bar, vielleicht einfach irgendwohin. Aber da war diese Trägheit, die in meinen Knochen saß, wie ein unangenehmer Gast, der deine Couch nicht verlässt, obwohl du längst angefangen hast, die Kissen zu stapeln.

Unten auf der Straße klirrte eine Flasche. Ein Typ in einem Tanktop, das mal weiß gewesen sein könnte, stolperte über den Bordstein und ließ sich dann einfach fallen. Er saß da, die Beine breit, der Kopf nach hinten gekippt, als würde er auf die Sterne warten. Es gab keine Sterne, nur die schwache Spiegelung der Straßenlaterne in einer Pfütze.

Ich griff nach meinem Handy. Keine Nachrichten. Nur ein paar Instagram-Bilder, die aussahen wie Schaufensterpuppen in einer schlechten Inszenierung. Essen, Sonne, Zähne. Ich scrollte durch, ohne wirklich hinzusehen, bevor ich es auf den Tisch knallte.

Die Flasche unten klirrte wieder. Der Typ hatte sie offenbar aufgehoben, nur um sie gleich darauf noch lauter fallen zu lassen. Es war ein Statement. Ich grinste, obwohl ich nicht wusste, warum.

Dann rief jemand von unten hoch. „Ey, hast du ein Feuer?“ Die Stimme klang rau, irgendwie geduldig und doch genervt, als hätte sie sich schon oft wiederholt.

Ich lehnte mich aus dem Fenster. „Hab nicht mal ne Zigarette.“

„Schade“, kam die Antwort, und dann nichts mehr. Ich blieb noch einen Moment hängen, sah, wie der Typ unten mit der Flasche eine Art Gespräch führte. Vielleicht redete er mit der Pfütze. Vielleicht redete er mit sich selbst.

Ich zog mich zurück, ließ mich aufs Sofa fallen und spürte, wie die Hitze durch den Stoff kroch. Mein Rücken klebte, meine Gedanken auch. Es war, als wäre ich eingeschlossen in einem Raum, der immer kleiner wurde.

Dann, ein Klopfen.

Es war kein Klopfen im klassischen Sinne – eher ein dumpfes, rhythmisches Pochen, das irgendwoher kam. Zuerst dachte ich, es wäre ein technisches Problem, ein alter Kühlschrank, der sein Ende ankündigte, oder vielleicht das Rohrsystem, das gegen die steigende Temperatur rebellierte. Aber nein, es war zu unregelmäßig.

Ich stand auf, suchte die Quelle. Der Flur war dunkel, der Geruch von abgestandener Luft füllte die Leere. Das Klopfen wurde lauter, schien von oben zu kommen, von der Wohnung über mir, die seit Monaten leer stand.

„Komm schon“, murmelte ich. Mein Gehirn wollte eine Erklärung, irgendetwas Banales, das ich abhaken konnte, bevor ich wieder auf mein Sofa zurücksank. Aber das Klopfen ließ nicht nach.

Ich öffnete die Tür, trat auf den Flur. Die Hitze war hier noch schlimmer, als hätte das Gebäude selbst beschlossen, ein Ofen zu sein. Die Glühbirne über mir summte, flackerte kurz auf, und dann war alles still – außer diesem verdammten Klopfen.

Ich ging die Treppe hoch, langsam, meine nackten Füße klebten an den Stufen. Es war eine Bewegung, die keine Eile kannte, als ob mein Körper wusste, dass es keine Lösung gab, nur diesen Moment, dieses Gehen, dieses Schwitzen.

Oben angekommen, stand ich vor der Tür der leeren Wohnung. Das Klopfen hörte auf.

Ich wartete. Keine Bewegung. Keine Geräusche. Nur mein Atem, schwer und irgendwie fremd. Ich hob die Hand, wollte an die Tür klopfen – warum, wusste ich nicht. Aber bevor ich es tun konnte, öffnete sie sich.

Da war niemand.

Nur die Dunkelheit.

Und ein Geruch. Ein Geruch, der mich zurückwarf, in eine Zeit, die ich längst vergessen wollte. Nach nassem Holz, nach Moder, nach dem Geschmack von Angst, die man nicht benennen kann.

Ich wollte etwas sagen, aber meine Stimme blieb hängen. Die Luft schien dicker zu werden, drückender, und ich stand einfach da, während die Dunkelheit mich ansah.

Dann hörte ich es. Ein leises Lachen. Kein Mensch hätte so gelacht – es war zu nah, zu weit weg, zu … leer.

Ich trat zurück, schloss die Tür. Meine Hände zitterten, aber ich spürte die Hitze nicht mehr. Es war, als hätte sich alles verändert, als wäre die Welt plötzlich einen Millimeter verschoben, gerade genug, dass nichts mehr passte.

Die Treppe hinunter, zurück in meine Wohnung, die Tür abschließen. Alles war ein Automatismus, kein Gedanke, nur Bewegung.

Auf dem Sofa nahm ich das Bier. Es war warm, fast heiß, aber ich trank es trotzdem. Unten klirrte die Flasche wieder, aber ich sah nicht mehr aus dem Fenster.

Draußen wehte plötzlich ein Wind, der die Blätter auf der Straße aufwirbelte. Und ich schwor, ich hörte wieder dieses Lachen.

Aber vielleicht war es nur der Wind.

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