As Time Goes By

Die Stadt unter der Erde

Die Luft in unserem Bunker riecht nach Schimmel und Angst. Sie ist schwer, fast greifbar, als würde sie sich in unseren Lungen festsetzen und uns daran erinnern, dass wir hier unten nicht wirklich leben – wir überleben nur. Der Gestank kommt von den Pilzen, die wir auf alten Büchern züchten. Die Seiten, einst voller Geschichten und Wissen, sind jetzt von feuchten, weißen Fäden überzogen, die wie Spinnweben aussehen. Manchmal frage ich mich, ob die Bücher uns verfluchen, weil wir ihre Worte zerstört haben, um zu überleben.

Über uns donnern die Schritte derer, die die Oberfläche kontrollieren. Wir nennen sie „die Wächter“, aber niemand weiß genau, wer oder was sie sind. Ihre Präsenz ist allgegenwärtig, wie ein Gewitter, das nie abzieht. Manchmal hören wir ihr metallisches Klirren, wenn sie durch die Ruinen streifen, und wir halten den Atem an, bis es vorbei ist. Sie wissen, dass wir hier unten sind. Aber sie kommen nicht. Noch nicht.

„Der letzte Baum ist gefallen“, flüstert jemand in der Dunkelheit. Es ist eine Frauenstimme, schwach und gebrochen. Ich drehe mich nicht um. Ich will nicht sehen, wem sie gehört.

Keiner antwortet. Was gibt es auch zu sagen? Der letzte Baum war schon lange tot, bevor er fiel. Wir haben ihn mit unseren eigenen Händen getötet, Stück für Stück, bis nichts mehr übrig war außer Staub und Asche.

Ich sitze auf dem kalten Boden, den Rücken gegen die Wand gelehnt, und starre auf die Pilze vor mir. Sie leuchten schwach im Licht einer improvisierten Laterne, deren Flamme kaum mehr als ein Flackern ist. Die Bücher, auf denen sie wachsen, stammen aus einer anderen Zeit. Einige haben noch lesbare Titel – „Geschichte der Natur“, „Der Mensch und sein Planet“ –, aber die meisten sind unkenntlich geworden, ihre Seiten zu Brei zerfallen.

„Wir hätten mehr retten sollen“, murmelt eine Stimme neben mir. Es ist Elias, ein alter Mann, dessen Gesicht so faltig ist, dass es aussieht wie pergamentenes Papier. Seine Augen sind trüb, aber sie blicken immer noch sehnsüchtig zur Decke, als könnte er durch den Beton hindurch die Sonne sehen. „Die Wälder, die Tiere… alles.“

„Es war zu spät“, sage ich, ohne ihn anzusehen. „Als wir angefangen haben, war es schon zu spät.“

Elias schweigt einen Moment, dann nickt er langsam. „Ja. Zu spät.“

Das Echo seiner Worte hallt in der Stille des Bunkers wider. Es ist seltsam, wie die Leere hier unten klingt. Als würde sie uns verschlucken, wenn wir zu laut sprechen.

Irgendwo in der Ferne tropft Wasser. Tropf. Tropf. Tropf. Das Geräusch ist hypnotisch, fast beruhigend, aber es erinnert mich auch daran, wie begrenzt unsere Ressourcen sind. Der Brunnen, den wir vor Monaten gegraben haben, trocknet langsam aus. Bald werden wir nicht einmal mehr genug Wasser haben, um die Pilze zu gießen.

„Was machen wir, wenn die Pilze weg sind?“, fragt eine junge Stimme. Es ist Lena, ein Mädchen, das kaum älter als zwölf sein kann. Ihre Augen sind groß und dunkel, und sie hat seit Tagen nicht gelächelt.

Niemand antwortet.

„Wir sterben“, sagt Elias schließlich, seine Stimme so leise, dass ich ihn kaum hören kann.

Lena schluckt hart, sagt aber nichts. Stattdessen steht sie auf und geht zu den Regalen, wo wir die letzten Dosen aufbewahren. Sie nimmt eine heraus und hält sie ins Licht, als könnte sie durch das Metall hindurchsehen. „Was ist da drin?“, fragt sie.

„Bohnen“, antworte ich. „Vielleicht. Oder Mais. Wir wissen es nicht mehr.“

Sie stellt die Dose zurück und setzt sich wieder hin. Ihre Hände liegen schlaff in ihrem Schoß, als wüsste sie nicht, was sie damit tun soll.

Plötzlich hören wir ein Geräusch über uns. Nicht die Schritte der Wächter, sondern etwas anderes. Ein dumpfes Dröhnen, das die Wände vibrieren lässt. Alle erstarren. Selbst das tropfende Wasser scheint innezuhalten.

„Was war das?“, flüstert Lena.

Niemand antwortet.

Das Dröhnen wird lauter, tiefer, bis es sich anfühlt, als würde die Erde selbst beben. Dann hören wir es – ein Knirschen, als würde etwas Großes, Schweres über uns zusammenbrechen.

Staub rieselt von der Decke, und für einen Moment halte ich den Atem an.

„Sie kommen“, sagt Elias, seine Stimme kaum mehr als ein Hauch.

Und dann bricht das Licht aus.

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