Die Stadt, ein Kadaver in Neon

Es begann mit einem stechenden Ziehen irgendwo zwischen Rippenbogen und Schläfen, als ob mein Körper – längst ein Fragment seiner selbst, ein algorithmischer Überrest – gegen das schale Gift rebellierte, das ich als Realität inhalierte. Die Luft war schwer, durchtränkt von einer Mischung aus Ozondunst und der säuerlichen Süße halbverfaulter Erdbeeren, die aus einem umgekippten Marktstand quoll. Ein Hund – oder etwas, das einmal ein Hund gewesen sein könnte – schlurfte vorbei, seine Silhouette zerfasert im orangefarbenen Schein einer Straßenlaterne, die wie ein sterbender Stern flackerte.
Hier also, dachte ich, in den Adern dieses Molochs, pumpte noch immer ein Restleben, obwohl alles, was es nährte, längst in sich selbst kollabiert war. Die Stadt – eine unermüdliche Konstruktion aus Glas, Beton und dem sirrenden Bass von Generatoren – lag wie ein halbverdautes Mahl in meinem Bewusstsein. „Ray Ban – See Beyond“, rief ein Werbeschild über mir, als ob es ironisch das Ende kommentiert hätte. Was für ein Ende? Die Frage löste sich auf, bevor sie Gestalt annehmen konnte.
Aber sie war da, diese tickende Uhr, die mir in den Sinn kam, ein mechanischer Vorwurf gegen die eingefrorene Zeit. Sekunden tropften wie Öl aus einer zerbrochenen Maschine, jeder Klang schepperte, ein Zeichen der Fragilität meines Daseins. Es könnte der Kater des Vorabends gewesen sein, oder die Welt selbst – der Unterschied schien unbedeutend.
Wie war es so weit gekommen? Ein Gedanke, zu ausgelaugt, um Substanz zu haben, schlich sich in mein Hirn. In den schmutzigen Scheiben eines Cafés spiegelte sich mein Gesicht, eingefasst von flüchtigen Bildern anderer Menschen, die längst nur Geister waren: eine Frau, die ein Kind anschrie; ein Mann, dessen Augen vor einem Spielautomaten leuchteten, als ob er den Sinn des Lebens darin suchte und Scheingeld fand. Waren wir alle nur Simulationen, die von einer kaputten Festplatte gestreamt wurden?
Da war ein Geruch von Frittierfett und Verzweiflung. Zwei Jugendliche rauchten am Eingang einer Subway-Filiale, und in ihren Blicken lag nichts als kalter Trotz. Ein Fernseher streute hinter ihnen Bilder einer anderen Realität: ein Politiker hob die Hand, eine Menge schrie und ein Ozean aus Plastikmüll brodelte.
Mein Blick glitt nach oben, zu den Gebäuden, die wie Kadaver in der Dunkelheit standen. Etwas zerbrach in mir – nicht laut, nicht dramatisch, sondern wie der letzte Kiesel, der in einen Abgrund fällt und keinen Widerhall mehr findet.
„Das ist alles“, dachte ich. „Das ist nichts.“
Das Neonlicht summte weiter. Ein Auto raste vorbei, schleuderte Wasser aus einer Pfütze auf meine Schuhe. Es machte keinen Unterschied. Nichts machte einen Unterschied, und doch zwang mich das unaufhörliche, sinnlose Pochen meines Herzens, weiterzugehen.
Irgendwo schrie ein Kind. Oder war es eine Katze? Die Nacht war zu dicht, zu schwer, um es genau zu wissen.