As Time Goes By

Die Stadt der Spiegel

Dubai. Einst eine Kathedrale aus Stahl, Glas und unermesslichem Reichtum. Jetzt ein Friedhof aus Spiegeln, die die Sonne reflektieren wie Waffen. Die leeren Hochhäuser ragen in den Himmel, ihre Fassaden blind und spöttisch, als würden sie uns auslachen für das, was wir angerichtet haben. Jeder Sonnenstrahl, der von ihnen zurückgeworfen wird, brennt auf meiner Haut wie Feuer.

Wir kleben Alufolie über die Fenster, um nicht zu verbrennen. Es ist eine armselige Lösung – die Hitze dringt trotzdem durch die Ritzen, kriecht unter unsere Haut und lässt uns schwitzen, bis wir glauben, wir könnten verdampfen. Aber es ist alles, was wir haben. Ohne die Folie wären wir längst tot, verbrannt von der gleichen Sonne, die einst Leben geschenkt hat.

Die Straßen sind leer, abgesehen von den Wracks alter Autos, deren Lack aufgeplatzt ist wie Schorf. Der Sand hat sich bereits einen Weg in die Stadt gebahnt, bedeckt alles mit einer dünnen Schicht aus Gold und Asche. Manchmal höre ich das Knirschen unter meinen Sohlen, wenn ich nach draußen gehe, und ich frage mich, ob die Stadt selbst zu Staub zerfällt, während ich noch hier bin.

In den Einkaufszentren leben Hyänen. Sie haben sich eingenistet in den Ruinen des Luxus, in den Hallen, wo einst Designerkleidung und teure Parfüms verkauft wurden. Ihre Augen glänzen im Halbdunkel, und ihr Fell ist verklebt von Dreck und etwas, das aussieht wie getrocknete Sonnencreme. Sie stinken danach – süßlich und chemisch, wie ein schlechter Traum vom letzten Urlaub an einem Strand, den es nicht mehr gibt.

„Sie werden uns angreifen“, sagt Karim, während er die Alufolie mit Klebeband fixiert. Seine Stimme ist ruhig, aber ich kann die Anspannung darin hören. „Sie werden hungrig sein.“

Ich nicke, ohne ihn anzusehen. Ich weiß, dass er recht hat. Die Hyänen sind klug und geduldig. Sie beobachten uns aus den Schatten, warten darauf, dass wir schwach werden. Manchmal höre ich ihr Lachen in der Nacht, ein kehliges, höhnisches Geräusch, das durch die leeren Straßen hallt. Es klingt fast menschlich.

„Was sollen wir tun?“, frage ich.

Karim zuckt mit den Schultern. „Überleben.“

Er sagt es so einfach, als wäre es eine Wahl, als hätten wir irgendeine Kontrolle über das, was passiert. Aber ich weiß, dass wir keine haben. Die Welt hat uns aufgegeben, genau wie diese Stadt. Wir sind nur noch Statisten in einem Drama, das wir selbst geschrieben haben.

Später am Tag gehe ich nach draußen, um nach Vorräten zu suchen. Der Asphalt unter meinen Füßen ist weich, als würde er schmelzen. Ich halte mein Messer fest in der Hand, bereit, es zu benutzen, falls nötig. Die Hyänen lassen sich nicht blicken, aber ich kann ihre Blicke spüren, wie Nadeln, die sich in meinen Rücken bohren.

Ich komme an einem Springbrunnen vorbei, der einst voller Wasser war. Jetzt ist er trocken, seine Marmorbecken mit Sand gefüllt. In der Mitte steht eine Statue – eine Frau, die ein Kind in den Armen hält. Ihr Gesicht ist verschwunden, von der Sonne weggebrannt, aber ihre Pose ist noch immer voller Hoffnung, voller Liebe. Ich bleibe stehen und starre sie an, bis meine Augen tränen.

Dann höre ich es – ein Knurren, tief und vibrierend. Ich drehe mich um und sehe sie. Eine Hyäne, größer als die anderen, mit Narben im Gesicht und Augen, die wie Kohlen glühen. Sie steht am Rand des Brunnens, ihre Zähne gebleckt, bereit zum Sprung.

Ich hebe mein Messer, aber meine Hand zittert. Die Hyäne bewegt sich nicht, sie starrt mich nur an, als würde sie wissen, dass ich keine Chance habe.

Plötzlich höre ich ein weiteres Geräusch hinter mir. Ein zweites Knurren. Dann ein drittes. Ich sehe mich um und erkenne, dass ich umzingelt bin. Sie kommen aus allen Richtungen, ihre Körper schlank und geschmeidig, ihre Augen voller Hunger.

„Karim“, flüstere ich, obwohl ich weiß, dass er mich nicht hören kann.

Die erste Hyäne springt. Ich schlage mit dem Messer zu, treffe sie an der Schulter, aber sie fällt nicht. Stattdessen schnappt sie nach meinem Arm, ihre Zähne graben sich in meine Haut. Der Schmerz ist scharf und heiß, aber ich schreie nicht. Ich kann nicht.

Dann höre ich ein anderes Geräusch – ein lautes, metallisches Klirren. Die Hyänen zögern, ihre Köpfe drehen sich zur Seite.

„Hierher!“, ruft Karim. Er steht auf dem Dach eines nahen Gebäudes, eine Metallstange in der Hand. Er schlägt damit gegen das Geländer, wieder und wieder, bis das Echo durch die ganze Stadt hallt.

Die Hyänen ziehen sich langsam zurück, ihre Augen immer noch auf mich gerichtet. Ich stehe da, schwer atmend, mein Arm blutend, und sehe ihnen nach, bis sie in den Schatten verschwinden.

Als ich zurück zum Gebäude komme, wartet Karim auf mich. Er sagt nichts, als er meine Wunde verbindet. Aber ich sehe die Sorge in seinen Augen.

„Wie lange noch?“, frage ich.

Er antwortet nicht.

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