Der Horizont brannte, ein zitterndes Meer aus Licht und Hitze, und die Wüste lag da wie ein schlafender Riese, dessen Atem der heiße Wind war. Kein Leben, dachte ich, oder vielmehr: das nackte Skelett des Lebens. Es war ein Ort der Abwesenheit, ein klaffendes Loch im Stoff der Welt, in dem alles verschluckt wurde – Klänge, Farben, Zeit.

Die Wolken, dunkel und bedrohlich, zogen am Himmel entlang, als wären sie Zeugen eines Verbrechens, das keiner mehr zu benennen wagte. Ich blinzelte, doch das Bild blieb: Ein Schwan, weiß und fremd, taumelte durch den Sand, seine Flügel zerschlissen, als hätte man ihm die Flucht aus einer anderen Realität aufgezwungen.

„Schau nicht hin,“ hatte sie gesagt, damals, in einem Moment, der sich wie ein eingefrorener Filmstreifen anfühlte. Doch wie sollte man nicht hinschauen, wenn die Welt selbst zum Tatort wird, wenn das, was verborgen bleiben sollte, plötzlich schreit?

Die Träume, die kommen, wenn der Rauch steigt

In der Ferne – oder war es nur in meinem Kopf? – ertönten gebrochene Lieder, Melodien, die keine Richtung hatten. Der Geruch von Kiff war schwer, wie ein Mantel, der zu eng anliegt, und meine Gedanken lösten sich darin auf, bis sie nichts mehr waren als Fragmente: „Wasser … wo bleibt das Wasser?“ – „Wer schickt einen Schwan in die Wüste?“ – „Was habe ich getan?“

Das Feuerzeug klickte. Wieder und wieder. Eine kleine Flamme, kaum mehr als ein Hauch. Die Zigarette in meiner Hand zerfiel in ihren Bestandteilen, bevor sie auch nur einmal glühte. Der Rauch stieg auf, ein trügerischer Schleier, der die Erinnerung milderte, ohne sie wirklich zu verdecken.

Die Schatten der Vergangenheit

Sie tauchten immer wieder auf, in verschiedenen Formen: Schatten, die nicht weichen wollten, selbst im grellen Licht der Wüste. Ihr Gesicht, eingefroren in jenem Ausdruck, der weder Schreien noch Schweigen war. Hände, die nahmen, was nicht gegeben wurde, Augen, die schauten, ohne zu sehen. Missbrauch war ein Wort, das nicht ausreichte, ein Wort wie ein Messer ohne Griff – man verletzte sich, sobald man es hielt.

Ich drehte mich um, doch die Wolken waren näher gerückt. Schwer und schwarz wie Schuld, eine Last, die nicht mir allein gehörte. „Es gibt keine Rettung,“ flüsterte etwas, oder vielleicht war es nur der Wind.

Der Schwan: Ein Überlebender oder ein Gespenst?

Der Schwan war noch da, ein Bild, das sich hartnäckig hielt, trotz aller Logik. Er war ein Bote, das wusste ich, aber was er bringen sollte, blieb ein Rätsel. Seine Federn waren nicht mehr weiß – sie waren grau, durchtränkt von Staub und etwas Dunklerem.

Vielleicht war er ein Überlebender, dachte ich, ein Symbol für die Dinge, die weitergehen, egal wie zerstört sie sind. Oder vielleicht war er nur ein Spiegel, ein geisterhafter Widerschein all dessen, was ich nicht ertragen konnte.

„Es gibt immer eine Wahl,“ hatte sie einmal gesagt, doch ich konnte mich nicht erinnern, welche das war.

Der Regen, der nie kam

Die Wolken brachten keinen Regen. Sie zogen vorüber, langsam und majestätisch, als wären sie Götter, die das Urteil über uns alle sprachen. Die Wüste blieb trocken, rissig, durstig.

Ich spürte, wie sich die Welt um mich herum auflöste, wie eine Zeichnung, die mit Wasser übergossen wird. Linien verschwammen, Formen zerfielen, und plötzlich war da nur noch der Schwan, der sich aufrichtete, seine Flügel spreizte und einen Laut ausstieß, der wie ein Schrei klang.

Oder war es mein eigener?

Die Frage, die bleibt

Es war nie eine Antwort, die ich suchte, sondern das Ende der Frage. Doch die Wüste war gnadenlos, ein Raum ohne Wände, in dem sich alles verlor.

Ich griff nach dem Rauch, nach dem Schwan, nach den Wolken, aber nichts blieb. Nur der Sand, der unter meinen Füßen knirschte, als ich weiterging, ohne zu wissen, wohin.