As Time Goes By

Der Schreibfehler

Ich sitze vor meinem Laptop, die Finger fliegen über die Tastatur. Draußen regnet es, so ein feiner Nieselregen, der nicht aufhören will. Die Tropfen perlen an der Scheibe herunter, bilden kleine Bäche, die sich vereinen und dann gemeinsam in die Tiefe stürzen. Wie meine Gedanken gerade.

Es ist Sonntagnachmittag, eigentlich wollte ich ausschlafen, aber um sechs war Schluss mit Schlaf. Wie immer. Der Körper hat seine eigene Uhr, die sich einen Dreck um Wochenenden schert. Jetzt sitze ich hier, mit einem Kaffee, der schon kalt wird, und schreibe eine E-Mail an meinen Vermieter. Die Heizung spinnt wieder, klar, genau dann, wenn es draußen ungemütlich wird.

„… und daher wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie sich zeitnah um das Problem kümmern könnten.“

Ich lese den Satz noch mal. Klingt gestelzt. Aber was soll’s. Hauptsache höflich bleiben, auch wenn mir andere Formulierungen durch den Kopf gehen. Ich tippe die E-Mail-Adresse ein: kmeieran@hausverw… Moment. Ich halte inne. War es nicht kmaiern@? Ach, egal. Ich klicke auf Senden.

Keine zehn Minuten später pingt mein Postfach. Eine Antwort? So schnell? An einem Sonntag?

„Sehr geehrter Absender, ich fürchte, Sie haben sich in der Adresse geirrt. Ich bin nicht Ihr Vermieter und kann Ihnen mit Ihrer Heizung leider nicht helfen. Aber das klingt wirklich ärgerlich. Hoffentlich frieren Sie nicht zu sehr. Mit freundlichen Grüßen, K. Meierand“

Ich starre auf den Bildschirm. Tatsächlich, ein Schreibfehler. Ein verdammtes ‚d‘ am Ende hat gereicht, um die Mail in ein völlig anderes Postfach zu befördern. Und dieser K. Meierand hat tatsächlich geantwortet. Nicht einfach ignoriert. Nicht einfach gelöscht. Das ist… ungewöhnlich.

Ich tippe schnell eine Entschuldigung.

„Sehr geehrte/r K. Meierand, entschuldigen Sie die Störung. Ein Tippfehler meinerseits. Danke für Ihre nette Antwort und das Mitgefühl bezüglich meiner Heizungssituation. Schönen Sonntag noch.“

Senden.

Ich lehne mich zurück, nehme einen Schluck von meinem kalten Kaffee und verziehe das Gesicht. Die Regentropfen trommeln jetzt stärker gegen die Scheibe. Der Wind hat aufgefrischt. Ich stehe auf, gehe in die Küche, stelle den Wasserkocher an. Wieder eine Mail.

„Kein Problem. So ist das eben im digitalen Zeitalter – ein falscher Buchstabe, und schon landet man woanders. Darf ich fragen, in welcher Stadt Sie frieren? Hier in München regnet es gerade in Strömen.“

München. Ich bin in Hamburg. Über 800 Kilometer entfernt. Verrückt.

„Hamburg. Auch Regen. Und eine Wohnung, die sich langsam in einen Kühlschrank verwandelt.“

Ich überlege, ob ich noch was schreiben soll. Aber was? Das ist ein Fremder. Andererseits, was soll’s?

„PS: Sind Sie auch Mieter mit Heizungsproblemen, oder gehören Sie zur glücklichen Spezies der problemfreien Wohnungseigentümer?“

Diesmal dauert die Antwort etwas länger. Ich mache mir einen neuen Kaffee, wickle mich in eine Decke und setze mich wieder an den Schreibtisch. Ping.

„Weder noch. Ich wohne zur Untermiete in einem Dachgeschoss, das im Sommer zur Sauna wird und im Winter… nun ja, sagen wir, ich kenne Ihre Situation. Mein Trick: Zwei Paar Socken und heißer Tee mit einem Schuss Rum. Nicht elegant, aber effektiv.“

Ich muss lächeln. Da sitzt also jemand in München, wickelt sich vermutlich auch gerade in eine Decke und kämpft gegen die Kälte.

„Rum habe ich keinen im Haus. Aber die Doppelsocken-Strategie wende ich bereits an. Ergänzt durch eine Decke, die aussieht, als hätte man ein Schaf geschoren und direkt um mich gewickelt.“

Die Konversation geht hin und her. Ehe ich mich versehe, sind zwei Stunden vergangen. Wir haben über Mietprobleme gesprochen, über die besten Tees gegen Kälte (Ingwer-Zitrone mit Honig, eindeutig), über die Vor- und Nachteile verschiedener Stadtteile in unseren jeweiligen Städten. K. Meierand entpuppt sich als Frau, Katharina, Anfang dreißig, Übersetzerin für Fachliteratur. Ich erzähle von meinem Job als Grafikdesigner, von meiner Katze, die gerade auf der Heizung im Flur liegt – der einzigen, die noch funktioniert.

„Das klingt nach einer klugen Katze“, schreibt sie.

Als es dunkel wird, merke ich, dass ich die ganze Zeit über nicht an meine eigentlichen Probleme gedacht habe. Die E-Mail an meinen Vermieter habe ich übrigens korrekt abgeschickt, irgendwo zwischen unseren Nachrichten über die perfekte Temperatur für Ingwertee.

„Es wird spät“, schreibe ich. „Ich sollte wohl langsam…“

„…Schluss machen für heute?“, kommt die Antwort. „Verständlich. War nett, mit Ihnen zu frieren, Hamburg.“

Hamburg. So nennt sie mich jetzt. Einfach nach meiner Stadt.

„Gleichfalls, München.“

Ich zögere, bevor ich auf Senden klicke. Füge noch etwas hinzu.

„Vielleicht können wir ja mal wieder… zufällig kommunizieren?“

Die Antwort kommt sofort.

„Ich denke, jetzt wo wir den Zufall kennengelernt haben, könnten wir ihm auch ein bisschen nachhelfen. Gute Nacht, Hamburg.“

Ich schalte den Laptop aus, wickle mich fester in meine Decke und gehe ins Bett. Die Heizung ist immer noch kalt. Aber irgendwie stört es mich nicht mehr so sehr.


Die Woche vergeht im üblichen Trott. Mein Vermieter hat einen Handwerker geschickt, der an der Heizung herumgeschraubt und irgendetwas von „nächster Woche“ und „Ersatzteile“ gemurmelt hat. Die Katze hat sich mittlerweile an die Kälte gewöhnt und liegt jetzt permanent auf meinem Schoß, sobald ich mich setze.

Und dann ist wieder Sonntag. Ich sitze mit einem Kaffee vor dem Laptop. Diesmal ist es ein sonniger Tag, kalt, aber klar. Die Luft glitzert draußen, als hätte jemand Diamantstaub verstreut.

Ich öffne mein E-Mail-Programm. Da ist eine Nachricht von K.M.

„Guten Morgen, Hamburg. Wollte nur fragen, ob Ihre Heizung mittlerweile repariert ist? Hier in München scheint die Sonne, aber es ist kalt genug, um den Atem zu sehen. Perfektes Wetter für heiße Schokolade und dicke Bücher.“

Ich lächle und tippe eine Antwort.

„Die Heizung ist immer noch im Koma. Aber meine Katze hat sich als erstaunlich effektive Wärmflasche entpuppt. Hier scheint auch die Sonne. Die Stadt glitzert wie eine Postkarte.“

So beginnt unser Sonntagsritual. Wir schreiben uns, manchmal nur ein paar Zeilen, manchmal stundenlang. Wir sprechen über alles und nichts. Über Bücher, die wir gelesen haben, über seltsame Kunden, über die kleinen Absurditäten des Alltags. Sie erzählt mir von ihrem Fenster, das auf einen kleinen Park geht, wo ein alter Mann jeden Tag die Tauben füttert, immer zur gleichen Zeit, mit derselben Mütze auf dem Kopf.

Ich erzähle ihr von dem Café an der Ecke, wo der Barista mir mittlerweile meinen Kaffee zubereitet, ohne dass ich bestellen muss. „Der Übliche für den Grafiker“, sagt er nur und lacht.

Es ist seltsam, wie vertraut mir diese Person geworden ist, die ich nie gesehen habe. Deren Stimme ich nicht kenne. Aber ich weiß, dass sie morgens keinen Hunger hat und erst gegen elf frühstückt. Dass sie nachts manchmal nicht schlafen kann und dann Kreuzworträtsel löst. Dass sie eine Narbe am Knie hat, von einem Fahrradunfall als Kind.

„Weißt du eigentlich, wie ich aussehe?“, frage ich eines Sonntags. Wir sind längst beim Du angelangt.

„Nein. Aber ich stelle mir vor, dass du eine Brille trägst. Wahrscheinlich eine mit schwarzem Rand. Und dass du beim Tippen die Stirn runzelst.“

Sie hat recht. Mit beidem.

„Und du hast bestimmt lange Haare, die du meistens zusammenbindest“, tippe ich zurück.

„Kurz geschnitten, seit letztem Monat. Aber ja, früher hatte ich einen ewigen Pferdeschwanz.“

Wir lachen über unsere Fehleinschätzungen und spielen das Spiel weiter. Welche Farbe haben deine Augen? Trägst du lieber Jeans oder Röcke? Kaffee oder Tee am Morgen?

Es ist, als würden wir ein Puzzle zusammensetzen, Stück für Stück, ohne das Gesamtbild zu kennen.


Einen Monat später schreibt sie mir mitten in der Woche. Das ist ungewöhnlich.

„Hamburg, ich muss nach Hamburg kommen. Nächste Woche. Beruflich. Eine Konferenz für Fachübersetzer. Drei Tage lang wird über Semikolon-Platzierung in technischen Texten diskutiert werden. Rette mich.“

Mein Herz macht einen kleinen Sprung. Sie kommt hierher. In meine Stadt.

„Was muss ich tun? Einen Krankenhausaufenthalt vortäuschen? Eine Überschwemmung in deinem Hotel arrangieren?“

„Weniger dramatisch. Zeig mir einfach die Stadt. Die Teile, die nicht im Reiseführer stehen.“

Wir verabreden uns für Donnerstagabend. Sie schlägt ein Café in der Nähe ihres Hotels vor. Ich kenne es, war aber nie dort.

Die Tage bis Donnerstag ziehen sich wie Kaugummi. Ich ertappe mich dabei, wie ich überlege, was ich anziehen soll. Was sagt man jemandem, den man seit Monaten kennt, aber noch nie gesehen hat?

Dann ist er da, der Donnerstag. Es regnet, natürlich regnet es. Hamburg zeigt sich von seiner klassischen Seite. Ich stehe vor dem Café, fünf Minuten zu früh, und starre durch die beschlagenen Scheiben. Drinnen sitzen Menschen in Mänteln, mit feuchtem Haar, die Hände um dampfende Tassen gelegt.

Eine Frau kommt auf mich zu, von der Seite, nicht aus dem Café. Sie trägt einen dunkelblauen Regenmantel und hat kurze Haare, die trotz des Regens perfekt sitzen.

„Hamburg?“, fragt sie.

„München?“, antworte ich.

Wir stehen einen Moment voreinander, lächelnd, unsicher. Dann sagt sie: „Deine Katze hat recht, du machst tatsächlich dieses Gesicht, wenn du nachdenkst.“

Und plötzlich ist das Eis gebrochen. Wir gehen ins Café, bestellen heiße Schokolade, weil es das ist, was sie an kalten Tagen in München trinkt, und reden. Nicht über E-Mail, sondern direkt, mit Stimmen, mit Gesten, mit Blicken.

Sie erzählt von der Konferenz, die genauso langweilig ist, wie sie befürchtet hatte. Von einem Kollegen, der während eines Vortrags eingeschlafen ist und so laut geschnarcht hat, dass der Referent mitten im Satz innegehalten hat.

Ich erzähle von meinem neuesten Projekt, einer Werbekampagne für eine lokale Brauerei, und wie schwer es ist, Bier interessant aussehen zu lassen, ohne in Klischees zu verfallen.

Die Zeit verfliegt. Das Café leert sich um uns herum. Irgendwann sieht sie auf die Uhr und zuckt zusammen.

„Es ist fast Mitternacht! Ich muss morgen früh raus…“

Wir zahlen, teilen uns die Rechnung, und treten hinaus in die Nacht. Der Regen hat aufgehört. Die Straßen glänzen unter den Laternen, als wären sie mit flüssigem Gold überzogen.

„Ich bring dich zu deinem Hotel“, sage ich.

Wir gehen schweigend nebeneinander her. Die Stadt um uns herum ist still geworden, nur gelegentlich fährt ein Auto vorbei, das Rauschen der Reifen auf dem nassen Asphalt wie ein Seufzen.

Vor ihrem Hotel bleiben wir stehen. Es ist eines dieser modernen Gebäude, alle Glas und rechte Winkel, unpersönlich und effizient.

„Danke für den Abend“, sagt sie. „Es war schön, dich endlich… zu sehen.“

„Ja“, sage ich. „Es war seltsam. Aber gut seltsam.“

Sie lacht. „Gut seltsam trifft es.“

Wir stehen da, in diesem Moment gefangen, der sich zu dehnen scheint. Dann macht sie einen Schritt auf mich zu und umarmt mich kurz. Ich spüre ihren Regenmantel, noch feucht vom Nieselregen, und rieche ihr Parfüm, etwas mit Vanille.

„Gute Nacht, Hamburg“, sagt sie und wendet sich zum Gehen.

„Gute Nacht, München“, antworte ich.

Sie geht durch die Glastür, dreht sich noch einmal um und winkt. Ich winke zurück und bleibe stehen, bis sie im Aufzug verschwunden ist.

Der Weg nach Hause kommt mir länger vor als sonst. Die Stadt scheint anders zu sein, als hätte sich etwas verschoben, als würde ich sie durch neue Augen sehen. Ich gehe an Gebäuden vorbei, die ich tausendmal gesehen habe, und bemerke plötzlich Details – ein kompliziertes Ornament über einem Eingang, ein Fenster in Form eines Halbmondes, ein Graffiti, das wie eine Unterschrift wirkt.

Zu Hause begrüßt mich meine Katze mit einem vorwurfsvollen Blick. So spät noch unterwegs? Sie springt auf meinen Schoß, sobald ich mich setze, und beginnt zu schnurren. Die Heizung funktioniert übrigens wieder, seit zwei Wochen schon. Aber die Katze hat ihre Angewohnheit beibehalten, sich auf mich zu legen, als wäre ich ihr persönliches Heizkissen.

Ich schalte den Laptop ein, obwohl es spät ist. Eine neue E-Mail wartet schon.

„Wieder gut in deinem Zuhause angekommen? Die Stadt sieht aus dem Hotelfenster anders aus als neben dir. Einsamer irgendwie. Morgen ist der letzte Konferenztag. Hättest du am Abend noch Zeit?“

Ich tippe schnell eine Antwort.

„Die Katze hat mich sicher nach Hause gebracht. Zeit habe ich. Aber ich dachte, du musst am Samstag zurück nach München?“

Die Antwort kommt fast sofort.

„Mein Zug geht erst Sonntagmittag. Das heißt, ich hätte noch einen ganzen Samstagmorgen in Hamburg. Falls du Ideen hast, was man da unternehmen könnte…“

Ich lächle und schreibe zurück.

„Da fallen mir ein paar Dinge ein. Kennst du schon den Fischmarkt am frühen Morgen? Oder das kleine Café am Kanal, das die besten Croissants der Stadt hat?“

Wir planen den nächsten Abend, den Morgen danach. Es ist fast zwei Uhr, als wir uns endlich gute Nacht sagen. Ich bin müde, aber zu aufgedreht, um zu schlafen. Also liege ich wach, streichle meine schnurrende Katze und denke an diesen seltsamen Zufall – einen Tippfehler, der mich mit jemandem zusammengebracht hat, den ich sonst nie kennengelernt hätte.

Manchmal sind es die kleinsten Fehler, die die interessantesten Wendungen bringen.


Der Freitagabend ist anders als der erste. Weniger Nervosität, mehr Vertrautheit. Wir gehen in eine kleine Bar, die ich kenne, mit Live-Musik und skurriler Dekoration. Wir sitzen in einer Ecke, trinken Bier aus bauchigen Gläsern und reden über unsere Familien, über Träume, die wir als Kinder hatten, über Reisen, die wir noch machen wollen.

Sie erzählt mir von ihrem Vater, der Uhrmacher war und ihr beigebracht hat, wie wichtig Präzision ist. Wie jedes kleine Rädchen seinen Platz und seine Funktion hat. Wie eine Uhr eine Welt für sich ist, mit eigenen Gesetzen und eigener Schönheit.

Ich erzähle ihr von meiner Großmutter, die Bücher über Pflanzen gesammelt hat und mir beibrachte, wie man an der Form eines Blattes erkennen kann, zu welchem Baum es gehört. Wie sie immer sagte: „Die Natur wiederholt sich nie, aber sie hat ihre Muster.“

Als die Bar schließt, gehen wir noch durch die nächtliche Stadt. Der Himmel hat aufgeklart, und zwischen den Wolkenfetzen sind Sterne zu sehen. Wir landen am Hafen, setzen uns auf eine Bank und schauen auf das schwarze Wasser, in dem sich die Lichter der Stadt spiegeln.

„Ich mag deine Stadt“, sagt sie.

„Ich mag, dass du hier bist“, antworte ich.

Sie lehnt ihren Kopf an meine Schulter, ganz leicht, als wäre es ein Versehen. Aber sie zieht sich nicht zurück. Wir sitzen da, in die Stille gehüllt, und ich denke, dass das vielleicht das Schönste ist – dass wir zusammen schweigen können, ohne dass es sich unangenehm anfühlt.

Am Samstagmorgen treffen wir uns früh, gehen zum Fischmarkt, lassen uns vom Lärm und den Gerüchen einhüllen. Kaufen frisches Obst und Brötchen und setzen uns damit ans Wasser. Die Sonne geht gerade auf, taucht alles in ein goldenes Licht. Möwen kreisen über uns, in der Hoffnung auf Brotkrumen.

„Ich werde das vermissen“, sagt sie, als wir später durch die Gassen der Speicherstadt schlendern. „Diese Stadt. Diese Morgenstunden.“

„Du könntest wiederkommen“, sage ich. „Für mehr als eine Konferenz.“

Sie sieht mich an, lächelt. „Oder du könntest mal nach München kommen. Ich kenne da ein Café mit der besten heißen Schokolade südlich der Elbe.“

„Das klingt nach einem Plan.“

Es ist fast Mittag, als wir vor dem Hauptbahnhof stehen. Ihr Zug geht in einer Stunde. Wir stehen voreinander, keiner weiß, was er sagen soll.

„Schreib mir, wenn du angekommen bist“, sage ich schließlich.

„Mach ich. Und du schreibst mir, was deine Katze dazu sagt, dass ich weg bin.“

Wir lachen. Dann wird sie ernst.

„Danke für alles, Hamburg.“

„Gern geschehen, München.“

Sie küsst mich auf die Wange, ein flüchtiger Moment von Wärme. Dann geht sie, dreht sich noch einmal um und winkt, bevor sie in der Menge verschwindet.

Ich bleibe stehen, mitten im Gewimmel des Bahnhofsvorplatzes, und fühle mich seltsam leicht und schwer zugleich. Als hätte ich etwas gefunden und gleichzeitig etwas verloren.

Zu Hause wartet meine Katze, rollt sich sofort auf meinem Schoß zusammen und schnurrt zufrieden. Der Laptop steht auf dem Tisch, dunkel und still. Ich schalte ihn nicht ein. Noch nicht. Ich will dieses Gefühl noch ein bisschen behalten, dieses Schweben zwischen zwei Städten, zwei Leben, zwei Möglichkeiten.

Irgendwann nehme ich mein Handy. Eine Nachricht.

„Im Zug. Denke an dich und an Hamburg. An die Lichter im Wasser und den Geschmack von frischen Brötchen am Morgen. Es war schön, dich kennenzulernen. In echt.“

Ich tippe zurück.

„Es war schön, dich kennenzulernen. In echt. Die Stadt fühlt sich anders an ohne dich. Leerer irgendwie.“

Drei Punkte erscheinen, verschwinden, erscheinen wieder.

„Dann sollten wir das wohl ändern. Bald.“

Ich lächle. „Bald“, tippe ich zurück.

Draußen beginnt es wieder zu regnen. Die Tropfen perlen an der Scheibe herunter, bilden kleine Bäche, die sich vereinen und dann gemeinsam in die Tiefe stürzen. Wie meine Gedanken gerade. Aber diesmal mit einem Ziel vor Augen. Einer Stadt im Süden, mit Cafés, die heiße Schokolade servieren, und einer Person, die dort auf mich wartet.

Ein Schreibfehler. Ein einzelner Buchstabe zu viel. Und alles ist anders geworden.

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