As Time Goes By

Der ewige Regen

Der Regen hört nie auf. Er fällt wie ein endloser Vorhang aus kaltem Wasser, der die Welt verschluckt hat. Die Straßen von London sind Flüsse, ihre Strömungen tragen Abfall, Wracks und die letzten Reste einer vergessenen Zivilisation fort. Wir leben auf dem Dach des Shard, das wie eine einsame Insel aus dem Wasser ragt. Es ist unser Zufluchtsort, aber es fühlt sich mehr wie ein Gefängnis an.

Das Metall unter meinen Füßen ist rutschig von Moos und Algen, die sich in den feuchten Ritzen festgesetzt haben. Die Kälte kriecht durch meine Kleidung, egal wie viele Schichten ich trage. Ich sitze am Rand des Daches und starre auf das Wasser hinunter, das gegen die Wände des Gebäudes schlägt. Manchmal sehe ich Gesichter darin – verzerrte Reflexionen oder Erinnerungen, die ich nicht loswerden kann.

„Da ist jemand“, sagt eine Stimme hinter mir. Es ist Clara, ihre Augen weit aufgerissen vor Neugier und Angst. Sie zeigt auf den Horizont, wo ein Fischerboot langsam auf uns zutreibt. Seine Ruder bewegen sich gleichmäßig, als würde es von einer unsichtbaren Hand gesteuert.

Ich kneife die Augen zusammen und sehe genauer hin. Die Besatzung trägt Masken aus Tierhäuten – Kaninchen, Füchse, etwas, das wie ein Hund aussieht. Ihre Gesichter sind verborgen, aber ihre Bewegungen sind geschmeidig, fast raubtierhaft. Sie sehen uns nicht direkt an, sondern beobachten uns aus den Schatten ihrer Masken heraus.

„Was wollen die hier?“, murmelt Clara, während sie näher zu mir rückt. Ihre Stimme zittert, aber sie versucht, stark zu klingen.

Ich antworte nicht sofort. Stattdessen sehe ich zu, wie das Boot näher kommt. Es ist alt und rostig, sein Rumpf mit Schlamm und Schimmel überzogen. Am Bug hängt ein Netz, das vollgestopft ist mit toten Ratten. Ihre leblosen Körper baumeln im Wind wie makabre Trophäen.

„Sie wollen handeln“, sage ich schließlich. „Sie kommen immer, um zu handeln.“

„Was haben wir noch, das sie wollen?“ Clara lacht bitter. „Luft? Regenwasser?“

„Batterien“, antworte ich. „Sie wissen, dass wir welche haben.“

Die Batterien sind alles, was uns bleibt. Sie versorgen die Lampen, die wir nachts brennen lassen, um uns zu schützen. Ohne Licht wären wir verloren. Die Dunkelheit bringt Dinge, die wir nicht sehen wollen.

Das Boot erreicht das Gebäude, und einer der Gestalten steigt auf das improvisierte Floß, das wir aus Plastikmüll und Holzresten gebaut haben. Er trägt eine Maske aus Waschbärenfell, deren Augenlöcher leer in die Welt starren. In seinen Händen hält er einen Sack, aus dem der Geruch von Verwesung dringt.

„Tauschen“, sagt er, seine Stimme gedämpft durch die Maske. Er öffnet den Sack und zieht eine tote Ratte heraus. Ihr Fell ist nass und verklebt, ihre Augen milchig weiß.

Clara würgt, aber ich bleibe ruhig. „Was willst du dafür?“, frage ich.

Er deutet auf das Dach, wo unsere letzten Batterien in einer Kiste liegen. „Energie“, sagt er.

Ich schüttle den Kopf. „Zu wenig für das da.“

Der Mann starrt mich an, dann wirft er die Ratte ins Wasser. Sie treibt davon, als wäre sie nur Müll. „Dann nichts“, sagt er und dreht sich um.

„Warte“, rufe ich, bevor ich es verhindern kann.

Er bleibt stehen und sieht mich an.

„Wir haben etwas anderes“, sage ich. „Alte Werkzeuge. Messer. Ein Stück Draht.“

Seine Augen verengen sich, aber er nickt. „Zeig her.“

Ich gehe zu der Kiste, in der wir unsere letzten Habseligkeiten aufbewahren, und hole ein rostiges Taschenmesser heraus. Es ist nicht viel, aber es ist alles, was wir entbehren können. Der Mann nimmt es und betrachtet es lange, bevor er es in seinen Gürtel steckt.

„Eine Ratte“, sage ich.

Er lacht, ein tiefes, kehliges Geräusch, das durch die Maske gedämpft wird. Dann greift er in sein Netz und wirft mir eine tote Ratte zu. Sie landet zu meinen Füßen, und ich muss mich zwingen, sie anzusehen.

„Mehr bekommt ihr nicht“, sagt er und geht zurück zum Boot.

Als sie ablegen, sehe ich ihnen nach. Das Boot gleitet über das Wasser, bis es zwischen den Ruinen der Stadt verschwindet.

„War das klug?“, fragt Clara, als wir wieder allein sind.

Ich zucke mit den Schultern. „Wir haben keine Wahl.“

Aber als ich die Ratte aufhebe, spüre ich etwas Seltsames. Ihre Pfoten sind noch warm.


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