As Time Goes By

Das letzte Krankenhaus

Die Flamme der Kerze flackert, als ich die rostige Pinzette über die Wunde halte. Der Patient stöhnt leise, sein Gesicht ist schweißnass von dem selbstgebrannten Alkohol, den wir ihm vorhin eingeflößt haben. Es ist nicht genug, um den Schmerz völlig zu betäuben, aber mehr haben wir nicht. Ich sehe kurz auf und begegne seinem Blick – Augen, die irgendwo zwischen Angst und Vertrauen schwanken. Er weiß, dass wir unser Bestes tun werden, aber er weiß auch, dass das hier keine Heilung ist. Es ist ein Überlebensversuch.

„Halten Sie still“, sage ich sanft, obwohl meine Hände zittern. Die Instrumente sind alt, manche von ihnen so verrostet, dass ich fürchte, sie könnten in der Wunde stecken bleiben. Aber es gibt keine Alternative. Das hier ist das letzte Krankenhaus, das noch steht, und wir sind die letzten Menschen, die sich daran erinnern, wie man heilt.

Der Raum ist stickig, die Luft schwer vom Geruch von Blut, Desinfektionsmittelresten und dem süßlichen Gestank des Alkohols. Draußen heult der Wind um das Gebäude, ein ständiges Mahnmal dafür, dass die Welt da draußen nicht weniger gnadenlos ist als die Kämpfe, die wir hier drinnen ausfechten. Manchmal hören wir das dumpfe Dröhnen von Explosionen in der Ferne, doch niemand spricht darüber. Wir konzentrieren uns auf das, was wir kontrollieren können – oder zumindest darauf, was wir versuchen zu kontrollieren.

Als ich die Wunde endlich verschlossen habe, atme ich erleichtert aus. Der Patient murmelt etwas Unverständliches, bevor seine Augen zufallen. Vielleicht wird er überleben. Vielleicht auch nicht. In dieser Welt gibt es keine Garantien mehr.

Ich stehe auf und gehe zum Fenster, wo ich durch die staubigen Scheiben nach draußen sehe. Dort steht er – der Hubschrauber auf dem Dach. Seine Rotorblätter fehlen schon seit Jahren, doch wir haben ihn nie abgebaut. Niemand weiß genau, warum wir ihn behalten. Vielleicht weil er ein Symbol ist. Ein Symbol für Hoffnung? Oder für die Lügen, die wir uns selbst erzählen?

„Du solltest schlafen“, sagt eine Stimme hinter mir. Es ist Marta, die junge Krankenschwester, die mich seit Wochen unterstützt. Ihre Haare sind zerzaust, ihre Augen blutunterlaufen. Sie sieht erschöpft aus, aber das tun wir alle.

„Ich kann nicht“, antworte ich, ohne mich umzudrehen. „Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich ihre Gesichter. Die, die wir nicht retten konnten.“

Marta tritt neben mich und blickt ebenfalls zum Dach hinauf. „Vielleicht sollten wir den Hubschrauber abbauen“, sagt sie leise. „Er bringt uns nichts. Er ist nur… nutzlos.“

Ich schüttele den Kopf. „Nein. Er ist wichtig. Selbst wenn wir nicht wissen, warum.“

Sie sieht mich an, ihre Augen voller Fragen, die sie nie stellen wird. Dann nickt sie und geht zurück zu den anderen Patienten. Ich bleibe am Fenster stehen und starre weiter auf den Hubschrauber. Irgendetwas an ihm zieht meinen Blick magisch an, wie ein Rätsel, das ich nicht lösen kann.

Dann höre ich es – ein leises Knirschen, gefolgt von einem metallischen Klirren. Es kommt vom Dach. Mein Herz setzt einen Schlag aus, während ich zur Tür renne und die Treppe hinaufstürze. Jeder Schritt hallt laut in der Stille des Gebäudes wider. Als ich das Dach erreiche, bleibt mir fast die Luft weg.

Der Hubschrauber bewegt sich. Seine Rumpfsektion ächzt, als würde etwas darin leben, etwas, das lange geschlafen hat und jetzt erwacht. Die fehlenden Rotorblätter scheinen plötzlich unwichtig, denn aus dem Inneren dringt ein tiefes Brummen, das sich wie ein Herzschlag anfühlt.

Ich nähere mich vorsichtig, meine Hand tastet nach dem rostigen Skalpell in meiner Tasche. Dann sehe ich es – eine Luke im Boden des Hubschraubers, die langsam aufschwingt. Etwas kriecht heraus, ein dunkler Schatten, der sich gegen den Nachthimmel abzeichnet. Es ist kein Mensch, aber es bewegt sich wie einer.

„Wer… wer bist du?“, stammele ich, doch die Gestalt antwortet nicht. Stattdessen hebt sie einen Arm und zeigt auf das Krankenhaus hinter mir. Dann spricht sie, mit einer Stimme, die wie das Echo eines vergessenen Albtraums klingt: „Ihr habt uns gerufen. Jetzt sind wir hier.“

Ich will zurückweichen, aber meine Beine gehorchen mir nicht. Das Ding kommt näher, und ich sehe, dass es aus Metall und Fleisch gemacht ist, eine groteske Mischung aus Maschine und Lebewesen. Seine Augen glühen rot, und in ihnen liegt etwas, das ich nicht deuten kann – Mitleid? Hunger?

„Wir haben niemanden gerufen“, flüstere ich, doch die Gestalt ignoriert mich. Sie geht an mir vorbei, direkt auf die Tür zu, die ins Innere des Krankenhauses führt. Und ich kann nichts tun, außer ihr zu folgen.

Als ich wieder unten ankomme, ist das Wesen bereits im Operationssaal. Es steht über den Patienten gebeugt, dessen Wunde ich gerade genäht habe. Seine glühenden Augen scannen den Körper, bevor es eine Hand ausstreckt und die Haut berührt. Der Patient öffnet die Augen und lächelt, als wäre alles in Ordnung.

Aber ich weiß es besser. Dieses Ding ist nicht gekommen, um zu heilen. Es ist gekommen, um zu nehmen. Und wir haben keine Ahnung, was es wirklich will.

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