As Time Goes By

Das Haus

Es war, als hätte die Luft sich verändert, schwerer geworden, dichter. Marie ging voraus, der Hund dicht an ihrer Seite, so treu, als wäre er von Anfang an ihrer gewesen. Ich folgte ihnen, etwas langsamer, während meine Gedanken wirr durcheinanderflogen.

Das Haus war wie immer: alt, müde, mit knarrenden Dielen und einem Garten, der längst aufgegeben hatte, hübsch zu sein. Marie blieb an der Tür stehen, legte die Hand auf das Holz, als wollte sie es nach langer Zeit wiedererkennen.

„Willst du reinkommen, oder stehst du nur da rum?“ fragte ich schließlich.

„Das Haus sieht kleiner aus, als ich es in Erinnerung hatte.“

„Es ist geschrumpft. So wie alles, wenn man es zu lange anschaut.“

Sie drehte sich um, ihre Augen hell, aber schwer zu lesen. „Manchmal glaube ich, du redest nur, um die Stille zu füllen.“

„Und manchmal glaube ich, du kommst nur zurück, um zu sehen, ob du vermisst wirst.“

Das saß. Aber sie sagte nichts, lächelte nur leicht, als hätte ich einen Punkt gemacht, den sie längst akzeptiert hatte.

Drinnen roch es nach abgestandenem Holz und dem Hauch von Feuchtigkeit, der sich nicht vertreiben ließ, egal, wie oft man die Fenster öffnete. Marie ließ ihren Mantel über die Lehne eines Stuhls gleiten, als wäre sie nie weg gewesen.

„Ich dachte, du hast es inzwischen aufgegeben“, sagte sie und sah sich um.

„Was?“

„Das hier. Dieses Haus. Dieses Leben.“

Ich zuckte die Schultern. „Man gibt nicht einfach alles auf, nur weil es unbequem wird.“

„Manchmal sollte man das.“

„Wie du, meinst du?“

„Genau wie ich.“

Es war eine dieser Unterhaltungen, die sich anfühlten, als würde man auf dünnem Eis laufen. Jedes Wort ein potenzieller Bruch, jede Stille gefährlicher als das, was gesagt wurde.

Der Hund lief durch das Wohnzimmer, schnupperte an den Möbeln, als müsste er prüfen, ob sie noch echt waren. Marie setzte sich an den Küchentisch, griff nach einer halb leeren Schachtel Zigaretten, die ich dort vergessen hatte.

„Rauchst du wieder?“ fragte ich.

„Ich höre auf. Immer wieder.“

„Das klingt nicht sehr überzeugend.“

„Nichts, was ich tue, ist überzeugend.“

Das stimmte vielleicht. Oder auch nicht. Bei Marie war es schwer zu sagen.

Ich lehnte mich an den Türrahmen, sah ihr zu, wie sie eine Zigarette anzündete, den Rauch langsam ausstieß, als wäre er eine Erinnerung, die sie loslassen musste.

„Jean hat gesagt, wir können das große Haus haben“, sagte sie plötzlich.

„Welches Haus?“

„Das am Strand. Du kennst es. Weißer Putz, blaue Fensterläden. Der Garten geht fast bis zum Wasser.“

„Das ist ein hübsches Haus.“

„Ja.“

„Warum bietet er es dir an?“

„Weil er denkt, ich würde darin glücklich werden.“

„Und? Würdest du?“

„Ich weiß es nicht.“

Das war typisch Marie. Nie eine klare Antwort, nie eine einfache Entscheidung. Alles war immer ein Vielleicht, ein Könnte sein, ein Mal sehen.

„Warum fragst du mich?“ sagte ich schließlich.

„Vielleicht, weil du die einzige Person bist, die mir eine ehrliche Antwort geben würde.“

„Und meine ehrliche Antwort ist, dass ich keine Ahnung habe, was dich glücklich macht, Marie. Vielleicht solltest du Jean fragen.“

„Jean weiß es noch weniger als du.“

Der Hund hatte inzwischen einen Platz in der Ecke gefunden, wo die Sonne durch das Fenster fiel. Er sah zufrieden aus, fast schläfrig, als wäre das hier sein Zuhause und nicht meines.

„Wir könnten es zusammen nehmen“, sagte sie leise.

Ich lachte, obwohl ich wusste, dass sie es ernst meinte. „Zusammen? Du und ich? In einem großen Haus am Strand?“

„Warum nicht?“

„Weil wir uns nicht mal in einem kleinen Haus vertragen.“

„Vielleicht ändert sich das.“

„Vielleicht tut es das nicht.“

Marie starrte mich an, den Blick fest, aber nicht feindselig. „Du könntest wenigstens so tun, als würdest du es in Erwägung ziehen.“

„Ich tu so viel. Aber nicht das.“

Das Schweigen zwischen uns war jetzt schwerer, dichter, wie die Luft vor einem Sommerregen. Ich ging zum Fenster, schaute hinaus auf den verwilderten Garten, das Gras hoch genug, um darin zu verschwinden.

„Das Haus am Strand ist nichts für mich, Marie“, sagte ich schließlich.

„Und was ist für dich?“

„Keine Ahnung. Aber sicher nicht das.“

Sie stand auf, drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, als wäre sie froh, sich davon zu trennen. „Vielleicht solltest du darüber nachdenken. Vielleicht könntest du es mögen.“

„Vielleicht.“

Das Wort hing in der Luft, wie so viele Dinge zwischen uns. Der Hund schlief inzwischen, seine Atmung gleichmäßig und beruhigend. Marie zog ihren Mantel wieder an, schaute sich noch einmal um.

„Ich bleibe nicht lange“, sagte sie, fast entschuldigend.

„Das tust du nie.“

„Vielleicht komme ich wieder.“

„Vielleicht.“

Sie ging zur Tür, der Hund hob den Kopf, ließ ihn aber gleich wieder sinken, als hätte er schon genug von all dem. Ich stand da, sagte nichts, sah zu, wie sie verschwand, genau wie damals, nur anders.

Und plötzlich fühlte sich das Haus noch kleiner an.

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