As Time Goes By

Alles schöne …

Alles Schöne im Leben ist entweder unmoralisch, illegal oder es macht dick.

 

Das Klingeln des Weckers hatte den Charme einer Bohrmaschine in einem leerstehenden Gebäude. Ich tastete blind nach dem Knopf, das scharfe Piepen im Ohr wie ein schlecht abgestimmter Radioempfang. Halb sechs. Warum? Weil ich gestern Abend, halb betrunken und voll guter Vorsätze, meinte, der frühe Vogel wäre ein idealer Lebensstil. Großer Fehler.

In der Küche roch es nach abgestandenem Kaffee, obwohl da kein Kaffee war. Ich hatte vergessen, die Filtermaschine zu leeren, und der Rest vom letzten Mal saß wie eine beleidigte Erinnerung an bessere Tage im Glaskrug. Ich schnappte mir die Packung und schüttelte die letzten Körner in den Filter. Wasser lief plätschernd ins Plastikgehäuse, ein Geräusch, das irgendwie beruhigend war. Ich starrte auf das rote Lämpchen, das aufleuchtete, und für einen Moment hatte ich das Gefühl, alles würde schon irgendwie laufen.

„Das Zeug ist schlecht für dich“, hatte Clara gestern gesagt, die Tasse in der Hand, als wäre sie der heilige Gral. „Du trinkst das wie Wasser.“

„Vielleicht, weil Wasser langweilig ist“, hatte ich geantwortet und mir direkt noch einen eingeschenkt. Ironie: Heute früh fühlte sich mein Mund genau wie die Kaffeekanne an. Leer, bitter, unnötig.

Draußen auf der Straße sah es aus, als hätte jemand den Kontrast runtergedreht. Die Stadt war grau in allen Schattierungen, vom Asphalt bis zu den Hausfassaden. Die Luft roch nach feuchtem Beton und kaltem Rauch, irgendwo weiter weg musste jemand ein altes Lagerfeuer angezündet haben. Ich zog die Jacke enger um mich, der Kragen kratzte unangenehm.

Die Bäckerei an der Ecke hatte schon auf, die warmen Lichter ein trostloser Kontrast zu der verregneten Kälte draußen. „Morgen“, murmelte ich, als ich eintrat. Es war mehr ein Geräusch als ein Wort. Die Verkäuferin nickte zurück, während sie Brezeln aus einem Korb auf ein Tablett räumte.

„Nur ein Kaffee“, sagte ich, und sie griff mechanisch nach einem Becher, wie ein Automat. „Schwarz.“

„Sonst nichts?“ fragte sie, aber ihre Stimme klang, als wüsste sie die Antwort schon.

Ich schüttelte den Kopf, nahm den Pappbecher, der zu heiß war, um ihn festzuhalten, und trat wieder hinaus. Zwei Schlucke später wusste ich, dass der Kaffee genauso schmeckte, wie er gerochen hatte: wie die Maschine, die ihn gemacht hatte.

Die Bushaltestelle war leer, bis auf einen Typen, der aussah, als hätte er die Nacht mit zu viel Bier und zu wenig Schlaf verbracht. Sein Hoodie war schmutzig, der Rucksack auf seinem Schoß so vollgestopft, dass die Reißverschlüsse kämpften. Wir tauschten einen flüchtigen Blick, dann starrte jeder von uns wieder ins Nichts.

Der Bus kam mit einem dumpfen Zischen, die Türen sprangen auf, und ich setzte mich ans Fenster. Die Stadt zog an mir vorbei, träge und ohne jede Eile. Ein Mann auf einem Fahrrad, dessen Reifen im nassen Pflaster spritzten, eine Frau, die ihren Hund hinter sich herzog, der offenbar keine Lust auf Morgen hatte. Die Laternen warfen lange, dünne Schatten, die aussahen, als würden sie den Boden festhalten wollen.

Am Ziel stieg ich aus, trat in eine Pfütze, die tiefer war, als ich erwartet hatte, und schickte einen Fluch hinterher. Der Gehweg war glitschig, und ich musste mich zusammenreißen, nicht auszurutschen. Das Bürogebäude vor mir war wie immer: ein unpersönlicher Klotz aus Glas und Stahl. Ich hatte es von Anfang an gehasst.

„Morgen“, murmelte ich, als ich die Tür aufdrückte. Der Empfangstresen war leer, was bedeutete, dass Herrmann wieder zu spät dran war.

Clara schrieb mir eine Nachricht gegen halb zehn. „Lust auf Kaffee nachher? 14 Uhr, das Übliche?“ Ich starrte auf den Bildschirm, nahm einen Schluck von dem lauwarmen Bürokaffee und tippte: „Klar. Bis dann.“

Vier Stunden später saß ich mit Clara in dem kleinen Café, das wir uns schon vor Monaten ausgesucht hatten. Es war klein, immer ein bisschen zu voll, aber die Atmosphäre war genau richtig. Nicht zu schick, nicht zu billig. Sie nippte an ihrem Cappuccino, ich rührte in meinem schwarzen Kaffee, der immer besser schmeckte als der morgendliche.

„Du siehst müde aus“, sagte sie, ein schwaches Lächeln auf den Lippen.

„Bin ich auch“, gab ich zurück.

„Arbeit?“

„Oder das Leben. Wer weiß das schon.“

Sie nickte, und für einen Moment war Stille zwischen uns, aber nicht unangenehm. Ihr Blick wanderte aus dem Fenster, zu den Menschen, die an uns vorbeizogen. „Ich habe gestern an dich gedacht“, sagte sie plötzlich.

„Oh?“

„Ja. Irgendwie… keine Ahnung. Es war spät, ich konnte nicht schlafen, und dann war da dein Gesicht in meinem Kopf. Total seltsam.“

Ich zuckte mit den Schultern. „Vielleicht, weil wir uns zu oft sehen?“

Sie lachte leise. „Oder zu selten. Kommt auf die Perspektive an.“

Das Gespräch verlief, wie es immer verlief: ein bisschen Smalltalk, ein bisschen Sarkasmus, und irgendwo darunter diese Schicht von Dingen, die wir nicht sagten. Als wir uns verabschiedeten, blieb der Nachgeschmack von etwas Unausgesprochenem zurück, wie der Rest von kaltem Kaffee am Boden einer Tasse.

Zurück zu Hause ließ ich mich aufs Sofa fallen, die Beine schwer wie Blei. Der Abend war still, die Uhr tippte die Sekunden weg, und ich hatte keine Lust, sie zu zählen. Morgen würde alles von vorne losgehen, und das war, ehrlich gesagt, ein ziemlich beruhigender Gedanke.

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