Folge deinen eigenen Spuren. Sonst wirst du dich verirren.

Wir sind uns begegnet, du hast Spuren hinterlassen in mir.
Deine Handschrift, dein Zeichen, unauslöschlich in meinem Herzen hast du dir Raum geschaffen für immer!
Die Straße dampfte noch von der Hitze des Tages. So ein klebriges, träge atmendes Sommerwetter, bei dem der Asphalt riecht, als würde er schmelzen. Ich mochte das. Der Geruch war mir vertraut. Erinnerte mich an die endlosen Nachmittage meiner Kindheit, wenn ich barfuß durch den Hof lief, und der Boden so heiß war, dass ich immer zwischen den Schattenflecken hüpfte. Jetzt trug ich Sandalen, aber irgendwie war das Gefühl noch dasselbe.
Ich kam gerade vom Bäcker zurück, die Papiertüte mit den Croissants halb leer – ich hatte eins unterwegs gegessen, weil ich den Duft von frischem Gebäck einfach nicht ignorieren kann. Meine Finger klebten von der Butter, und ich leckte sie ab, während ich die Treppen zu meiner Wohnung hochstieg. Die Tüte war feucht geworden von der Hitze meiner Hand, und ich dachte: Tja, so fängt der Tag also an. Schwitzend und mit Fettflecken an den Fingern.
In der Wohnung war es stickig. Ich hatte vergessen, die Fenster zu kippen, bevor ich gestern losging. Typisch. Immer der gleiche Trott: aufstehen, loslaufen, zurückkommen, schwitzen. Manchmal frage ich mich, ob das alles ist. Aber dann denke ich an die kleinen Momente – wie das erste Beißen in ein Croissant oder der Geruch von Sommerregen auf heißem Stein – und dann scheint es plötzlich doch genug zu sein.
Ich ließ die Tüte auf den Küchentisch fallen, zog mein T-Shirt über den Kopf und öffnete das Fenster. Die Luft draußen war nicht viel besser, aber wenigstens bewegte sie sich. Ein Nachbar unten brüllte seinen Hund an, der anscheinend keine Lust hatte, sich von der Stelle zu rühren. „Los jetzt, du fauler Köter!“ Das Tier winselte, und ich grinste. Hunde hatten ein Talent dafür, Menschen in den Wahnsinn zu treiben.
Während ich mich daran machte, einen Kaffee aufzusetzen – ohne Kaffee funktionierte ich nicht, das war einfach so –, fiel mein Blick auf das Sofa. Ein BH lag da, schwarz und spitzenbesetzt. Lara hatte ihn wohl gestern vergessen, als sie gegangen war. Typisch. Sie tat das oft, ließ kleine Spuren ihrer Anwesenheit zurück, als wollte sie sicherstellen, dass ich sie nicht vergesse. Dabei wusste sie genau, dass das nicht möglich war.
Lara war wie ein Sommersturm: intensiv, elektrisierend, unberechenbar. Sie kam und ging, wie es ihr passte, und ich ließ es zu. Nicht, weil ich schwach war oder blind vor Liebe – Gott bewahre, Liebe war ein großes Wort, zu groß für uns –, sondern weil ich ihre Art mochte, wie sie das Leben in meine sonst so eintönigen Tage brachte. Manchmal hasste ich sie dafür. Meistens aber nicht.
Der Kaffee blubberte, und ich goss mir eine Tasse ein. Schwarz. Zucker war für Menschen, die sich belügen wollten, und Milch hatte ich sowieso nicht im Haus. Ich nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. Heiß. Immer zu heiß. Aber so mochte ich es. Es musste brennen, damit man wusste, dass man lebte.
Die Tür zum Balkon stand offen, und ich trat hinaus. Die Stadt summte leise vor sich hin, Autos rauschten in der Ferne, irgendwo spielte jemand Musik, und ich hörte Kinder lachen. Eine Frau unter mir hing Wäsche auf, ein Baby auf der Hüfte, und ich fragte mich, ob das ihr Plan gewesen war – dieses Leben, diese Routine. Oder war sie einfach hineingerutscht, so wie ich in meine kleinen Rituale? Kaffee, Croissants, schwitzende Nachmittage.
Laras Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Na, hast du mich vermisst?“ Sie stand in der Tür, ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen, ihre Haare noch zerzaust vom Schlaf. Sie trug eines meiner Hemden, und ich wusste, dass sie nichts darunter hatte. Das war so eine ihrer Maschen. Sich breitmachen in meinem Leben, als wäre es auch ihres. Und ich ließ es zu. Natürlich ließ ich es zu.
„Dein BH liegt auf dem Sofa,“ sagte ich, ohne sie anzusehen. „Hab ihn gesehen. War kurz davor, ihn in den Müll zu werfen.“
„Das hättest du nicht gewagt.“ Ihre Stimme war leicht, aber in ihrem Blick lag ein Funken Herausforderung. Lara liebte es, mich zu reizen. Ich glaube, sie genoss die Momente, in denen ich die Kontrolle verlor, auch wenn das selten vorkam.
Ich lehnte mich an die Brüstung, den Kaffee noch in der Hand, und musterte sie. „Was willst du, Lara?“
„Frühstück. Und vielleicht noch ein bisschen Aufmerksamkeit.“ Sie trat näher, nahm mir die Tasse aus der Hand und trank einen Schluck. Dann verzog sie das Gesicht. „Widerlich. Immer noch keinen Zucker?“
„Immer noch.“ Ich nahm die Tasse zurück und trank, obwohl ich wusste, dass sie den Lippenstift auf der Tasse hinterlassen hatte. Ein Hauch von Beeren, süß und scharf zugleich. Typisch Lara.
Der Tag zog sich hin, wie er das immer tat, wenn sie da war. Wir redeten, lachten, stritten über irgendwas, das in fünf Minuten schon wieder vergessen war. Sie kochte Spaghetti, weil sie behauptete, dass ich sonst verhungern würde, und ich tat so, als wäre ich beeindruckt, obwohl ich wusste, dass sie immer dieselbe Sauce machte – aus der Dose, mit ein bisschen Rotwein drin, weil das „nach mehr Mühe“ schmeckte.
Am Abend, als die Sonne unterging und die Hitze endlich nachließ, saßen wir auf dem Balkon und teilten uns eine Zigarette. Ich rauchte nicht wirklich, aber mit ihr machte ich Ausnahmen. Der Rauch kratzte in meinem Hals, und ich fragte mich, ob ich irgendwann mal aufhören würde, mich von ihr mitreißen zu lassen. Wahrscheinlich nicht.
„Was denkst du?“ fragte sie plötzlich, ihre Stimme leiser als sonst. Sie wirkte nachdenklich, fast ernst, und das war selten bei ihr.
„Über nichts,“ log ich.
Sie sah mich an, als wüsste sie es besser, und vielleicht tat sie das auch. Aber sie sagte nichts. Stattdessen lehnte sie sich zurück, schloss die Augen und ließ den Rauch in die warme Abendluft entweichen. Ich beobachtete sie und fragte mich, wie lange das noch so weitergehen würde – diese seltsame, unausgesprochene Verbindung zwischen uns, die weder Liebe noch Freundschaft war, sondern irgendwas dazwischen.
Ich hatte keine Antwort. Und für den Moment war das okay.