As Time Goes By

Der unbeantwortete Anruf

Ich liege auf dem Sofa, als mein Handy vibriert. Es rutscht über den Glastisch, kratzt an der Oberfläche wie ein kleines Tier, das Aufmerksamkeit will. Ich strecke mich, aber es liegt außerhalb meiner Reichweite. Noch eine Vibration, dann Stille. Verpasster Anruf. Unbekannte Nummer.

Normalerweise würde ich es dabei belassen. Wer wichtig ist, ruft nochmal an. Oder schickt eine Nachricht. Aber heute ist irgendwas anders. Eine seltsame Spannung liegt in der Luft, als wäre die Wohnung plötzlich zu groß geworden. Das Ticken der Wanduhr klingt lauter als sonst.

Ich greife nach dem Telefon. Eine Voicemail. Seltsam. Kaum jemand hinterlässt heutzutage noch Nachrichten. Ich drücke auf Abspielen und halte das Gerät ans Ohr.

Zuerst höre ich nur Rauschen, ein gleichmäßiges Weiß wie Fernsehschnee. Dann ein Atmen. Langsam, gleichmäßig. Jemand ist dran, sagt aber nichts. Ich will schon auflegen, da höre ich eine Stimme, die klingt, als käme sie von weit her.

„Du kennst mich nicht, aber ich kenne dich.“

Die Stimme ist weder männlich noch weiblich, weder alt noch jung. Sie klingt wie destilliert, als hätte jemand alle Eigenheiten herausgefiltert.

„Heute Nacht wirst du träumen. Vergiss nicht aufzuwachen.“

Klick. Ende der Nachricht.

Ich starre auf das Display. Keine Nummer, keine Möglichkeit zurückzurufen. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. Was für ein Unsinn. Wahrscheinlich ein schlechter Scherz. Oder eine dieser automatisierten Werbeanrufe. Ich stelle das Telefon wieder auf den Tisch, aber die Worte bleiben hängen.

Vergiss nicht aufzuwachen.

Der Abend zieht sich hin. Ich schaue fern, scrolle durch soziale Medien, mache mir etwas zu essen. Ein Sandwich mit zu viel Mayonnaise. Normaler Alltag, der die seltsame Nachricht verblassen lässt. Als ich ins Bett gehe, ist sie fast vergessen.

Fast.

Ich öffne die Augen und weiß sofort, dass etwas nicht stimmt. Das Licht ist falsch. Zu gelblich, zu diffus. Ich liege nicht in meinem Bett, sondern auf einer Bank. Holz drückt gegen meinen Rücken. Über mir ein Himmel, der aussieht wie eine schlecht gemalte Theaterbühne. Zu perfekt blau, mit Wolken, die nicht ziehen.

Um mich herum erstreckt sich ein Park, den ich noch nie gesehen habe. Die Bäume stehen in zu geraden Linien, als hätte jemand sie mit dem Lineal platziert. Zwischen ihnen schlängelt sich ein Kiesweg, dessen Steine bei jedem Schritt eines vorbeigehenden Spaziergängers genau gleich knirschen.

Ich setze mich auf. Die Bank knarrt wie in einem alten Film, übertrieben laut. Eine Frau geht vorbei, nickt mir zu. Sie trägt ein Kleid aus den Fünfzigerjahren, hochgeschlossen, mit einem Muster aus kleinen Blumen. Ihre Schuhe klackern im perfekten Rhythmus.

„Entschuldigung“, rufe ich ihr nach. „Können Sie mir sagen, wo ich bin?“

Sie bleibt stehen, dreht sich langsam um. Ihr Gesicht ist glatt, fast wie eine Maske. „Du bist genau da, wo du sein solltest“, sagt sie mit einer Stimme, die an die aus der Voicemail erinnert. Neutral, ohne Färbung.

„Und wo ist das?“

„Im Warteraum.“

Sie geht weiter, verschwindet hinter einer Biegung des Weges. Ich stehe auf, will ihr folgen, aber meine Beine fühlen sich schwer an, als würde ich durch Sirup waten. Jeder Schritt ist eine Anstrengung.

Der Kiesweg führt zu einem Pavillon in der Mitte des Parks. Ein achteckiger Bau aus weißem Holz, mit einem spitzen Dach. Durch die offenen Seiten sehe ich einen Tisch, darauf ein altmodisches Telefon. Schwarz, mit Wählscheibe und spiralförmigem Kabel.

Es klingelt, als ich näherkomme. Ein schrilles, insistierendes Läuten, das nicht aufhören will. Der Ton bohrt sich in meinen Kopf wie eine Nadel.

Ich betrete den Pavillon. Die Luft drinnen ist anders, dichter, als wäre sie mit etwas angereichert. Das Telefon klingelt weiter. Ich hebe ab.

„Hallo?“, sage ich. Meine Stimme klingt fremd in meinen Ohren.

„Endlich“, sagt jemand am anderen Ende. „Ich versuche schon die ganze Zeit, dich zu erreichen.“

„Wer ist da?“

„Das weißt du doch.“ Ein Lachen, leise und doch durchdringend. „Ich bin du. Der Teil von dir, der weiß, dass das hier nicht real ist.“

Ich schaue mich um. Der Park sieht immer noch aus wie eine überperfekte Version der Wirklichkeit. Die Bäume zu grün, der Himmel zu blau.

„Bin ich… träume ich?“

„Natürlich.“ Die Stimme klingt ungeduldig. „Aber es ist kein gewöhnlicher Traum. Du musst aufwachen, bevor er dich findet.“

„Wer?“

„Der Sammler. Er sucht nach Träumern wie dir. Nach Leuten, die bewusst träumen können. Er sammelt ihre Träume. Und wenn er genug hat, sammelt er die Träumer selbst.“

Ein eisiger Schauer läuft mir über den Rücken. „Das ist Unsinn“, sage ich, aber meine Stimme zittert.

„Schau dich um. Siehst du die anderen?“

Ich trete aus dem Pavillon und blicke über den Park. Jetzt erst fällt mir auf, dass alle Menschen, die ich sehe, etwas Gemeinsames haben. Sie bewegen sich mechanisch, als würden sie einem unsichtbaren Drehbuch folgen. Ihre Gesichter sind zu glatt, zu ausdruckslos.

„Das sind keine Menschen“, sagt die Stimme am Telefon. „Das sind seine Sammelobjekte. Früher waren es Träumer wie du. Jetzt sind sie leere Hüllen, die seine Träume bevölkern.“

„Wie komme ich hier raus?“

„Du musst das Telefon finden. Dein echtes Telefon, nicht dieses hier. Es ist irgendwo im Park versteckt. Wenn du es findest, kannst du dich selbst anrufen. Der Klingelton wird dich aufwecken.“

„Und wenn nicht?“

Ein langes Schweigen. Dann: „Dann wirst du einer von ihnen. Ein Statist in seinen Träumen. Für immer.“

Das Gespräch wird unterbrochen. Ein Knacken, dann Stille. Ich hänge den Hörer zurück auf die Gabel. Meine Hände zittern.

Ein Telefon finden. In einem Park voller lebloser Menschen. Die Aufgabe klingt simpel, aber ich spüre instinktiv, dass sie es nicht ist. Nichts in diesem Traum ist, wie es scheint.

Ich verlasse den Pavillon und folge dem Kiesweg. Er führt tiefer in den Park hinein, vorbei an Blumenbeeten mit zu grellen Farben und Bänken, auf denen reglose Gestalten sitzen. Ihre Augen folgen mir, obwohl ihre Köpfe sich nicht bewegen.

Der Weg gabelt sich. Links führt er zu einem kleinen See, dessen Oberfläche spiegelglatt ist. Kein Windhauch kräuselt das Wasser. Rechts scheint er in einen Waldabschnitt zu führen, dichter und dunkler als der Rest des Parks.

Ich entscheide mich für den Wald. Etwas zieht mich dorthin, ein Gefühl, das ich nicht erklären kann. Als ich zwischen die Bäume trete, verändert sich die Luft. Sie wird kühler, feuchter. Die künstliche Perfektion des Parks weicht einer wilderen, authentischeren Atmosphäre.

Zwischen den Bäumen stehen große Glaskästen, wie Vitrinen in einem Museum. In jedem liegt ein Telefon. Smartphone, Tastentelefon, schnurlose Apparate, alte Wählscheibenmodelle. Eine Sammlung von Kommunikationsmitteln durch die Zeiten.

Ich gehe von Kasten zu Kasten, suche nach meinem Handy. Die Telefone sind alle stumm, tot. Manche sehen meinem Gerät ähnlich, aber keines ist es wirklich.

Plötzlich höre ich ein Klingeln. Es kommt nicht aus einem der Kästen, sondern von irgendwo tiefer im Wald. Ich folge dem Geräusch, stolpere über Wurzeln, schiebe Zweige beiseite. Das Klingeln wird lauter, dringlicher.

Zwischen zwei Eichen steht ein Mann. Er ist groß, trägt einen altmodischen Anzug und hat ein Gesicht, das ich sofort wieder vergesse, sobald ich wegschaue. In seinen Händen hält er mein Telefon. Es klingelt unaufhörlich.

„Suchst du das hier?“, fragt er mit einer Stimme, die wie fließendes Quecksilber klingt.

„Sind Sie… der Sammler?“

Ein Lächeln, das seine Augen nicht erreicht. „So nennen mich manche. Andere nennen mich den Kurator. Den Bewahrer. Den Archivisten.“ Er wiegt das Telefon in seiner Hand. „Ich sammle Träume. Die außergewöhnlichen. Die seltenen. Die bewussten.“

„Geben Sie mir mein Telefon.“

„Warum sollte ich? Du bist ein besonderer Fund. Ein Träumer, der weiß, dass er träumt. Der in seinen Träumen handeln kann.“ Er macht eine ausholende Geste. Um uns herum flackern Bilder auf, wie Projektionen an den Bäumen. Ich erkenne mich in anderen Träumen. In einer Stadt aus Kristall. Auf einem Schiff in einem Meer aus Licht. In einer Wüste, in der die Dünen wie Wellen schwappen.

„Du träumst oft“, sagt der Sammler. „Und deine Träume sind… interessant. Voller Leben. Voller Möglichkeiten.“ Er steckt mein Telefon in seine Jackentasche. „Du wirst eine wundervolle Ergänzung meiner Sammlung sein.“

„Ich bin kein Objekt, das man sammeln kann.“

„Nein? Was bist du dann in dieser Welt? Eine Ansammlung von Gedanken. Von Erinnerungen und Wünschen.“ Er tritt näher. Sein Gesicht verändert sich ständig, nimmt immer neue Züge an, als könnte es sich nicht entscheiden, wie es aussehen soll. „In der Welt der Träume sind wir alle nur Vorstellungen. Und Vorstellungen kann man sammeln.“

Er greift nach mir. Seine Finger sind kalt wie Metall. Ich weiche zurück, stolpere über eine Wurzel und falle. Der Boden unter mir gibt nach, öffnet sich wie ein Maul. Ich falle durch Dunkelheit.

Und lande auf einer Straße. Eine Stadtstraße bei Nacht, nass vom Regen. Die Lichter der Laternen spiegeln sich auf dem Asphalt, bilden gelbe Inseln im Schwarz. Ich bin allein hier. Keine Autos, keine Menschen.

Nur ein Telefon in einer Kabine am Straßenrand. Es leuchtet wie ein Leuchtturm in der Dunkelheit. Als ich näherkomme, beginnt es zu klingeln.

Ich hebe ab. „Hallo?“

„Du läufst ihm direkt in die Arme“, sagt die Stimme vom Pavillon. „Er hat dich in seinen Lieblingsalptraum versetzt. Die verlassene Stadt.“

„Wie komme ich raus?“

„Du musst dein Telefon finden. Es ist irgendwo in der Stadt. Aber sei vorsichtig. In diesem Traum ist er stärker. Er kontrolliert jeden Aspekt.“

„Wie soll ich es finden? Die Stadt ist riesig.“

„Folge dem Klingeln. Dein Unterbewusstsein versucht, dir zu helfen. Es lässt das Telefon klingeln, damit du es finden kannst.“

Ich lege auf und trete aus der Kabine. In der Ferne höre ich ein schwaches Klingeln. Ich folge dem Geräusch, biege in Seitenstraßen ein, überquere verlassene Plätze. Die Stadt um mich herum verändert sich ständig. Ein Gebäude, an dem ich gerade vorbeigegangen bin, sieht anders aus, wenn ich mich umdrehe. Straßen führen plötzlich in andere Richtungen.

Das Klingeln führt mich zu einem großen Gebäude im Zentrum der Stadt. Ein Hotel aus einer anderen Zeit, mit einer Fassade aus dunklem Stein und goldenen Verzierungen. Die Drehtür dreht sich langsam, obwohl niemand sie benutzt.

Ich betrete die Lobby. Kristallleuchter hängen von der hohen Decke, werfen gebrochenes Licht auf Marmorboden und Samtsessel. Die Rezeption ist verlassen. An der Wand dahinter hängen unzählige Schlüssel.

Das Klingeln kommt aus dem Fahrstuhl. Die Türen stehen offen, laden mich ein. Ich trete hinein, und sie schließen sich sofort. Der Fahrstuhl setzt sich in Bewegung, ohne dass ich einen Knopf gedrückt hätte.

Als die Türen wieder aufgehen, blicke ich in einen langen Hotelflur. Unzählige Türen reihen sich zu beiden Seiten. Aus einem Zimmer kommt das Klingeln. Ich gehe den Flur entlang, halte vor jeder Tür kurz inne, lausche.

Zimmer 237. Von hier kommt das Geräusch. Ich drücke die Klinke. Die Tür öffnet sich lautlos.

Das Zimmer dahinter ist kein Hotelzimmer. Es ist ein exaktes Abbild meines Schlafzimmers. Jedes Detail stimmt. Die Bücher auf dem Nachttisch, das Muster der Bettwäsche, der Riss in der Tapete neben dem Fenster.

Auf dem Bett liegt ein Körper. Mein Körper. Schlafend, die Decke bis zum Kinn hochgezogen. Auf dem Nachttisch liegt mein Telefon. Es klingelt.

Ich trete näher, strecke die Hand danach aus. Da spüre ich eine Präsenz hinter mir.

„Faszinierend“, sagt der Sammler. „Du hast es bis hierher geschafft. Die meisten Träumer verlieren sich in der Stadt.“

Ich drehe mich um. Er steht in der Tür, größer als zuvor, seine Konturen verschwommen, als wäre er nicht ganz da.

„Was wollen Sie von mir?“

„Ich habe es dir gesagt. Deine Träume. Deine Fähigkeit, bewusst zu träumen.“ Er deutet auf den schlafenden Körper. „Diese Version von dir ist perfekt. Ein leeres Gefäß, das ich mit meinen eigenen Träumen füllen kann.“

„Und was passiert mit mir? Mit meinem Bewusstsein?“

Ein Achselzucken. „Du wirst Teil meiner Sammlung sein. Ein Charakter in meinen Träumen. Ist das so schlimm? Du wirst für immer träumen.“

„Aber es werden nicht meine Träume sein.“

„Details.“ Er macht einen Schritt auf mich zu. „Komm schon. Es ist Zeit zu gehen.“

Mein Blick huscht zum Telefon. Es klingelt immer noch. Wenn ich es nur erreichen könnte…

Der Sammler folgt meinem Blick. „Ah, du denkst immer noch, du könntest entkommen.“ Er schnippt mit den Fingern, und das Klingeln verstummt. „Besser.“

In diesem Moment bemerke ich etwas. Der schlafende Körper auf dem Bett atmet nicht im gleichen Rhythmus wie ich. Er atmet überhaupt nicht im gleichen Muster, das ich kenne. Fast so, als wäre es nicht wirklich mein Körper.

Eine Falle.

„Das ist nicht mein Schlafzimmer“, sage ich langsam. „Die Details stimmen nicht ganz.“

Der Sammler runzelt die Stirn. „Was meinst du?“

„Die Bücher auf dem Nachttisch. Das sind nicht die, die ich lese. Und der Riss in der Tapete ist auf der falschen Seite.“ Ich schaue ihm direkt in die Augen. „Das ist nicht mein Schlafzimmer. Das ist deine Version davon.“

Etwas flackert in seinem Gesicht. Unsicherheit? „Du liegst falsch. Das ist genau dein Zimmer, genau wie in der Wirklichkeit.“

„Nein. Mein echtes Schlafzimmer hat einen Teppich. Keinen Holzboden.“ Ich trete einen Schritt zurück. „Du kennst meine Wirklichkeit nicht so gut, wie du denkst.“

Der Raum um uns beginnt zu zittern, wie ein Bild, das nicht richtig fokussiert ist. Der Sammler macht eine unwirsche Geste, und das Zimmer stabilisiert sich wieder. Aber jetzt sehe ich die Fehler deutlicher. Die Farben sind nicht ganz richtig. Die Proportionen leicht verschoben.

„Es spielt keine Rolle“, sagt er, aber seine Stimme klingt weniger sicher. „Du wirst trotzdem Teil meiner Sammlung sein.“

Er greift wieder nach mir, aber diesmal bin ich vorbereitet. Ich tauche unter seinem Arm hindurch, greife nach dem Telefon auf dem Nachttisch. Es ist kalt in meiner Hand, leblos.

„Das wird dir nicht helfen“, sagt der Sammler. „Es ist nur eine Requisite. Ein Symbol.“

Ich drücke auf den Einschaltknopf. Nichts passiert. Das Display bleibt dunkel.

Der Sammler lacht. „Siehst du? Es ist nur eine leere Hülle. Wie du bald sein wirst.“

Ich drehe das Telefon in meiner Hand. Es fühlt sich falsch an. Die Kanten sind zu scharf, das Gewicht nicht richtig verteilt. Es ist eine Nachahmung, keine exakte Kopie.

Plötzlich wird mir klar, was das bedeutet. „Das ist nicht mein Telefon. Nicht das echte.“

„Natürlich nicht. Dein echtes Telefon ist in der Wirklichkeit, neben deinem schlafenden Körper.“

„Nein.“ Ich lasse die Attrappe fallen. „Mein echtes Telefon ist hier. Irgendwo in diesem Traum. Und ich werde es finden.“

Ich stoße ihn beiseite, renne aus dem Zimmer. Der Hotelflur hat sich verändert, windet sich jetzt wie ein Labyrinth. Türen an allen Wänden, sogar an der Decke. Ich renne trotzdem, biege wahllos ab, folge meinem Instinkt.

Hinter mir höre ich den Sammler rufen. Seine Stimme hallt von allen Seiten wider.

Die letzte Tür führt mich zurück in den Park. Aber nicht den perfekten Park vom Anfang. Dieser ist verwildert, die Bäume wuchern ungehemmt, der Kiesweg von Unkraut überwuchert. Der Pavillon in der Mitte steht schief, als würde er jeden Moment umkippen.

Und dort, auf dem Tisch im Pavillon, liegt ein Telefon. Nicht das schwarze Wählscheibentelefon von vorhin, sondern mein Handy. Es leuchtet sanft im Halbdunkel.

Ich renne darauf zu, kann schon die Vibration spüren, als es anfängt zu klingeln. Eine Hand greift nach meiner Schulter, zieht mich zurück. Der Sammler.

„Du wirst nicht entkommen“, zischt er. Seine Stimme klingt jetzt wie ein Schwarm wütender Insekten. „Du gehörst in meine Sammlung.“

Ich reiße mich los, stolpere vorwärts. Das Telefon ist nur noch wenige Schritte entfernt. Es klingelt jetzt, laut und insistierend. Der gleiche Klingelton wie in der Wirklichkeit.

Der Sammler packt meinen Arm, zerrt mich zurück. Seine Finger sind wie Eisen, graben sich in meine Haut.

„Lass mich los!“, schreie ich.

„Niemals. Du bist einer der interessantesten Träumer, die ich je gefunden habe. Dein Bewusstsein, deine Vorstellungskraft…“ Seine Augen glühen jetzt, unnatürlich hell. „Du wirst der Mittelpunkt meiner nächsten Traumlandschaft sein.“

Mit aller Kraft reiße ich mich los, falle nach vorn. Meine Finger streifen das Telefon, schieben es weg. Es rutscht über den Tisch, fällt…

…und ich fange es auf, Zentimeter über dem Boden. Das Klingeln ist jetzt ohrenbetäubend. Ich drücke auf die grüne Taste, halte es ans Ohr.

„Wach auf“, sagt meine eigene Stimme am anderen Ende. „JETZT!“


Ich schrecke hoch, Schweiß auf der Stirn, das Herz rast. Mein Schlafzimmer. Das echte, mit all seinen vertrauten Details. Der Teppich unter meinen Füßen, als ich aus dem Bett steige. Die Bücher, die ich tatsächlich lese, auf dem Nachttisch.

Auf dem Boden neben dem Bett liegt mein Handy. Es muss heruntergefallen sein, während ich schlief. Ich hebe es auf. Das Display zeigt einen verpassten Anruf. Unbekannte Nummer.

Ich lösche die Benachrichtigung. Dann schalte ich das Telefon aus und lege es in die Schublade des Nachttisches. Nur für diese Nacht. Zur Sicherheit.

Als ich wieder einschlafe, träume ich von normalen Dingen. Von Alltagssituationen und banalen Ereignissen. Keine Parks, keine verlassenen Städte. Kein Sammler.

Aber ich höre ein Klingeln. Ganz leise, wie von weit her. Als würde jemand versuchen, mich zu erreichen.

Als würde jemand darauf warten, dass ich antworte.

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