Claire

Die Tür klemmte wie immer. Ein Ruck, dann ging sie auf, und die kühle Luft schlug mir entgegen. Der Hund drängelte sich vor, der Schwanz wedelte, wie verrückt, während er fast ins Treppenhaus stürmte. „Langsam“, murmelte ich, aber er hörte natürlich nicht. Tat er nie.
Draußen war es feuchtkalt, der Himmel wieder dieses stumpfe Grau, das die Bretagne im Winter so gnadenlos machte. Die Luft roch nach nassem Stein und dem ersten Holzfeuer, irgendwo in der Ferne. Der Hund zog an der Leine, und ich folgte ihm, wie immer.
Der Strand war nicht weit, nur ein paar Straßen runter und dann über die Düne. In der Nebensaison war alles stiller, das kleine Dorf wirkte wie eingefroren. Die Geschäfte geschlossen, nur die Bar an der Ecke warf ein trübes Licht auf die leeren Gehwege. Clair arbeitete dort manchmal, wenn es nicht anders ging, hatte sie mal gesagt.
Ich bog ab, ließ den Hund vorauslaufen. Am Strand angekommen, nahm ich die Leine ab, und er schoss los wie eine Kanonenkugel. Ich sah ihm nach, den Wind im Gesicht, die Hände in den Taschen. Der Sand war noch feucht von der Flut, die Wellen rauschten gleichmäßig, monoton.
Marie hätte das hier geliebt. Früher. „Warum gehst du nie mit an den Strand?“, hatte sie immer gefragt, ein bisschen vorwurfsvoll, ein bisschen spielerisch. Ich hatte nie eine richtige Antwort. „Weil ich nicht muss“, war mein Standard. Aber das war nicht der Grund.
Ich stapfte weiter, den Blick auf den Hund gerichtet, der irgendwo ein Stück Holz gefunden hatte und es voller Eifer herumtrug. Die Wellen waren heute höher, der Wind stärker, aber nicht unangenehm. Es war eine andere Art von Stille hier draußen. Nicht dieses drückende Schweigen, das in der Wohnung hing, wenn ich allein war.
Marie hatte mir mal geschrieben, dass sie vielleicht zurückkommt. Irgendwann. „Vielleicht nächste Woche“, das hatte sie gesagt. Ich hatte es abgetan, wie alles, was sie sagte. Aber es blieb hängen, wie immer.
Ein Geräusch hinter mir ließ mich herumfahren. Schritte auf dem Kiesweg, dann eine Stimme. „Bist du immer so wortkarg oder nur bei mir?“ Clair. Natürlich. Sie hatte diese Art, plötzlich aufzutauchen, als würde sie genau wissen, wann sie gebraucht wurde. Oder vielleicht nur, wann sie mich stören konnte.
„Ich rede, wenn es was zu sagen gibt“, sagte ich, ohne sie anzusehen.
„Oh, das merke ich.“ Sie kam näher, der Wind zerrte an ihrem Schal, und ihr Haar flatterte wild um ihr Gesicht. Sie blieb stehen, sah auf das Meer hinaus. „Schön heute, oder?“
„Ja, sicher.“
Der Hund kam zurück, ließ das Holz fallen und sah Clair erwartungsvoll an. Sie bückte sich, nahm es auf und warf es ins Wasser. Er stürzte hinterher, ohne zu zögern.
„Du bist nicht besonders gesellig, weißt du das?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust, das Gesicht halb gegen den Wind gedreht.
„Hast du was anderes erwartet?“
„Vielleicht.“ Sie sah mich an, dieses neugierige, leicht belustigte Lächeln auf den Lippen. Es war schwer zu sagen, ob sie sich über mich lustig machte oder einfach nur wusste, dass ich sie nicht so leicht loswerden konnte.
„Und? Was machst du hier?“, fragte ich schließlich.
„Spazieren. So wie du.“
„Klar.“
Der Hund kam zurück, tropfnass, das Holz immer noch im Maul. Ich nahm es ihm ab, warf es ein Stück weiter. Clair sah mir dabei zu, dann schüttelte sie den Kopf. „Du bist echt ein schwieriger Fall.“
„Kann sein.“
Sie sagte eine Weile nichts, sah nur auf das Wasser, dann wieder zu mir. „Marie kommt nicht zurück, weißt du?“
„Woher willst du das wissen?“
„Weil sie nie wirklich hier war.“
Ich schnaubte, mehr ein Geräusch als eine Antwort, und wandte mich ab. Der Hund bellte kurz, rannte wieder los. Clair blieb stehen, ihre Arme immer noch verschränkt, ihre Haltung fest, fast herausfordernd.
„Ich sag nur, was offensichtlich ist“, rief sie mir nach.
„Du kennst Marie nicht.“
„Vielleicht nicht. Aber ich kenne Leute wie sie.“
Ich blieb stehen, drehte mich um. „Und was heißt das?“
„Dass sie nicht bleiben. Nie.“
Der Wind zerrte an meiner Jacke, die Kälte kroch unter den Stoff. Ich zog die Schultern hoch, sah Clair an. Ihr Gesicht war ernst jetzt, fast weich, als hätte sie Mitleid.
„Du bist echt was Besonderes, weißt du das?“ sagte sie schließlich.
„Das höre ich öfter.“
Sie lachte, kurz und leise, dann schüttelte sie den Kopf. „Na dann. Viel Spaß mit deinem Hund.“
Sie drehte sich um, ging zurück, den Weg entlang, von dem sie gekommen war. Ich sah ihr nach, bis sie hinter der Düne verschwand.
Der Hund kam zurück, das Holz ließ er fallen, sah mich an, als wollte er fragen, warum ich nicht mitspiele. Ich bückte mich, nahm es auf und warf es ein letztes Mal ins Wasser.
Die Wellen kamen immer näher, die Flut stieg. Es wurde kälter, die Dunkelheit kroch von den Rändern des Himmels heran. Ich blieb stehen, sah hinaus auf das Meer, das immer dasselbe tat, egal, was um es herum geschah.
Vielleicht hatte Clair recht. Vielleicht kam Marie nicht zurück. Aber es war immer noch dieses „Vielleicht“, das hängen blieb, das mich weiter an den Strand trieb, Tag für Tag.
Ich steckte die Hände tief in die Taschen, rief den Hund zu mir. Zeit, zurückzugehen. Die Nacht würde bald kommen, und mit ihr die Stille, die ich nie loswurde.