Die Sterne waren heller als sonst, oder vielleicht kam es mir nur so vor. Der Wein half, natürlich. Es war diese Sorte Rotwein, die in der Flasche besser aussieht als im Glas, aber das spielte keine Rolle. Marie hatte ihn ausgesucht, mit einem Blick, der keine Diskussion zuließ. Sie saß jetzt quer auf dem Bett, eine dieser halb durchsichtigen Blusen, die mehr versprechen, als sie tatsächlich zeigen. Die Art von Ding, das nur Marie tragen konnte, ohne lächerlich zu wirken.

„Du starrst“, sagte sie, ohne den Kopf zu heben. Ihre Finger spielten mit dem Glas, das halb auf ihrem Knie balancierte.

„Ich denke nach.“ Ich lehnte mich gegen den Türrahmen, barfuß, eine Zigarette zwischen den Fingern. Der Rauch stieg in die klare Nachtluft, ein dünner, grauer Faden, der sich gegen die Sterne verlor.

„Über was?“ Sie hob den Kopf, ihr Gesicht im schwachen Licht des Nachttischlämpchens. Es war diese Art von Licht, die jede Falte verschwinden lässt, die selbst müde Augen glänzen lässt. Nicht, dass Marie so etwas nötig hatte.

„Über dich.“

„Oh bitte.“ Sie lachte, ein kurzes, scharfes Geräusch, das mehr über mich aussagte als über sie. „Das kaufe ich dir nicht ab.“

Ich zuckte mit den Schultern und drückte die Zigarette in der Untertasse aus, die wir seit einer Woche als Aschenbecher benutzten. „Du bist schwer zu ignorieren.“

„Ach, Quatsch.“ Sie kippte den Rest des Weins in ihren Mund und stellte das Glas ab, bevor sie mich ansah. Diesmal wirklich ansah, mit diesem Blick, der dir das Gefühl gibt, du wärst gerade durchschaut worden. „Du denkst über irgendwas anderes nach. Irgendwas, das du nicht aussprechen willst.“

„Vielleicht.“ Ich setzte mich auf die Kante des Bettes, das alte Holz knackte unter meinem Gewicht. Die Matratze war zu weich, und ich hatte Marie oft genug gesagt, dass mein Rücken das Ding hasste. Aber sie hatte nur gelächelt und „Pech“ gesagt. Das war Marie: charmant, kompromisslos und immer einen Schritt schneller als ich.

„Es ist das Meer, oder?“ Sie beugte sich vor, ihre Ellenbogen auf die Knie gestützt. Ihre Haare fielen ihr ins Gesicht, dunkle Strähnen, die das Licht einfingen wie Seide. „Du denkst immer über das Meer nach, wenn du so schweigst.“

„Ja.“ Ich zündete mir eine neue Zigarette an, mehr, um etwas zu tun zu haben, als aus wirklichem Verlangen. „Das Meer und du. Ihr nehmt denselben Platz in meinem Kopf ein.“

„Das klingt romantisch.“

„Es ist nicht so gemeint.“ Der Rauch schmeckte bitter, der erste Zug war immer der schlimmste. „Das Meer macht mich nervös. Du auch.“

Sie lachte wieder, diesmal leiser, wärmer. Sie schob sich näher, die Bluse glitt von einer Schulter, und sie ließ es so, als wäre es keine Absicht. Ihre Hand streifte meine, ein kurzer, fast flüchtiger Kontakt.

„Warum macht das Meer dich nervös?“ fragte sie, ihre Stimme weicher als vorher.

„Weil es mich immer daran erinnert, wie klein ich bin.“ Ich zuckte mit den Schultern, nahm noch einen Zug und starrte auf den Boden, der mit Sand bestäubt war. „Es ist groß, es ist alt, und es gibt dir nichts. Du kannst reinschreien, so laut du willst, und es wird nicht antworten. Du bist nichts für das Meer.“

„Und ich?“ Ihre Stimme war fast ein Flüstern, und ich spürte, wie sich die Spannung im Raum änderte. „Bin ich auch nichts für dich?“

Ich sah sie an, wirklich an, zum ersten Mal seit Stunden, vielleicht Tagen. Ihre Augen waren dunkel, fast schwarz im Licht, aber da war etwas anderes, ein Glitzern, ein Funkeln, das ich nicht ganz fassen konnte. Marie war keine einfache Frau. Sie war scharfkantig und weich zugleich, ein Widerspruch, der mich manchmal in den Wahnsinn trieb. Aber jetzt, in diesem Moment, war sie einfach nur da, präsent, echt.

„Du bist alles“, sagte ich schließlich, leise, fast unbeholfen.

Sie hielt inne, nur für einen Moment, dann legte sie ihre Hand auf meine, leicht, als wollte sie testen, ob ich zurückzucke. Ich tat es nicht.

„Das ist eine gute Antwort“, murmelte sie und zog mich mit einer Bewegung näher zu sich, so natürlich, als wäre es die einzige Möglichkeit gewesen. Ihre Lippen waren warm, ein bisschen nach Wein und Zigaretten, und für einen Moment war da nichts anderes als sie. Keine Sterne, kein Meer, keine Gedanken, die sich an mir festbissen.

Aber Marie wäre nicht Marie, wenn sie es dabei belassen hätte. Sie zog sich zurück, ihre Finger noch immer auf meinem Handrücken. „Aber weißt du, was dein Problem ist?“

„Ich habe ein Problem?“

„Oh, mehrere.“ Sie grinste, dieses Grinsen, das immer halb zwischen Spott und Wärme lag. „Aber das größte ist: Du denkst, dass du nichts zu geben hast.“

„Vielleicht habe ich das nicht.“

„Quatsch.“ Sie stand auf, schob die Bluse über ihre Schultern zurück und griff nach der Flasche auf dem Nachttisch. Sie füllte ihr Glas, dann meins, ohne zu fragen, und reichte es mir. „Du bist nur zu feige, es herauszufinden.“

Ich trank, weil ich nichts anderes wusste, was ich tun sollte. Der Wein war nicht besser geworden, aber er brannte weniger. Ich lehnte mich zurück, spürte, wie die Matratze unter mir nachgab, und ließ den Kopf gegen die Wand fallen.

„Vielleicht hast du recht.“

„Ich habe immer recht.“

„Das ist auch ein Problem.“

Sie lachte, setzte sich wieder neben mich, ihre Schulter gegen meine gelehnt, und für einen Moment war da Stille. Nur das Meer draußen, das mit seinem Rhythmus alles durchzog, wie ein Herzschlag, der nicht enden wollte.

„Weißt du“, sagte sie schließlich, ihre Stimme leiser als zuvor, „ich glaube, das Meer macht uns alle nervös.“

„Warum?“

„Weil es uns zeigt, dass wir immer nach etwas suchen. Und dass wir vielleicht nie finden, was es ist.“

Ich sah sie an, wollte etwas sagen, aber die Worte kamen nicht. Stattdessen legte ich den Arm um sie, zog sie näher, und sie ließ es zu. Wir saßen so, minutenlang, vielleicht länger, bis der Wein leer war und die Sterne ihren Glanz ein wenig verloren hatten. Aber das Meer war noch da, und Marie war noch da, und das reichte. Für jetzt.